Ältere Frau mit Handschuhen und Kübel beim Bodenwischen
Photographee.eu/stock.adobe.co
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Alter

Hausarbeit ist so gesund wie Sport

Abwaschen, Staubsaugen oder Bügeln – besonders beliebt ist Hausarbeit im Allgemeinen nicht. Dabei nutzt sie der Gesundheit, wie eine neue Studie bestätigt. Vor allem ältere Menschen profitieren von den alltäglichen Tätigkeiten: Sie halten geistig und körperlich fit.

Mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Erwachsenen. In der Realität bleibt mehr als ein Viertel aller Menschen hinter diesen Empfehlungen zurück, das ergab ein weltweite Studie, die 2016 im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Besonders in reichen Weltgegenden verbringen die Menschen mehr Zeit auf dem Sofa, als gesund wäre, etwa zweimal so häufig wie in Ländern mit niedrigen Durchschnittseinkommen.

Mit steigendem Wohlstand gibt es zunehmend sitzende Berufe, zur Fortbewegung werden Autos und andere bequeme Transportmittel genutzt. Und wer es sich leisten kann, lagert lästige Pflichten wie Putzen und Kochen ebenfalls aus. So schwinden die Alltagsgelegenheiten, an denen man ganz ohne Geräte, Sportkleidung und Extraplanung etwas für die Gesundheit macht. Denn wie man sich bewegt, ist letztlich zweitrangig. Das unterstreicht auch eine soeben im Journal „BMJ Open“ erschienene Studie, die den körperlichen Nutzen von Hausarbeit untersucht hat.

Genug Bewegung im Haushalt

Durchgeführt wurde sie in Singapur – ein sehr reiches Land, in dem sich mehr als ein Drittel der Menschen zu wenig bewegt. Die Forscherinnen und Forscher um Shuen Yee Lee vom Singapure Institute of Technology haben dabei insbesondere analysiert, welche Rolle Hausarbeit im Leben älterer Menschen spielt und welche Auswirkungen sie auf physische und mentale Fähigkeiten hat.

Teilgenommen haben knapp 500 zufällig ausgewählte Erwachsene im Alter zwischen 21 und 90 Jahren. Sie hatten keine schweren Erkrankungen oder kognitive Probleme. Für die Analyse wurde die Stichprobe in zwei Altersgruppen aufgeteilt: die unter und die über 65-Jährigen. Ihre Fitness wurde anhand verschiedener Parameter erfasst, dazu zählten etwa die durchschnittliche Schrittgeschwindigkeit sowie das Tempo beim Aufstehen von einem Sessel. Weiters wurden verschiedene Tests durchgeführt, die Hinweise auf die geistige Agilität der Probandinnen und Probanden gaben, zum Beispiel Gedächtnistests.

Außerdem wurden sie befragt, wie häufig und mit welcher Intensität sie Hausarbeiten erledigen. Zur leichten Hausarbeit rechneten die Studienautoren unter anderem Abwaschen, Abstauben, Aufräumen, Bügeln und Kochen, zur schweren etwa Fensterputzen, Bettzeugwechseln, Staubsaugen und Aufwischen. Etwa zwei Drittel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer in beiden Altersgruppen erreichten das von der WHO empfohlene Mindestmaß an Bewegung ausschließlich mit der von ihnen verrichteten Hausarbeit. Durch Freizeitaktivitäten und Sport alleine erreichte bei den Jüngeren nur ein Drittel das empfohlene Ausmaß, bei den Älteren etwa die Hälfte.

Gut für Körper und Geist

Jene älteren Probandinnen und Probanden, die häufig und intensiv Hausarbeiten verrichteten, waren laut der Studie körperlich und geistig fitter als ihre weniger fleißigen Altersgenossinnen und -genossen, etwa bei der Gedächtnisstärke und der Muskelkraft. Bei mentalen Tests schnitten sie insgesamt um fünf bis acht Prozent besser ab. Wer besonders oft schwere Tätigkeiten erledigt, erzielte bei der Aufmerksamkeitsspanne sogar um bis zu 14 Prozent höhere Werte. Die besonders alltagsaktiven Personen konnten auch deutlich schneller aufstehen und besser balancieren. Fähigkeiten wie diese seien ein guter Schutz vor Unfällen und Stürzen, schreiben die Studienautoren.

Bei den jüngeren Studienteilnehmern war der positive Effekt der Hausarbeit jedenfalls (noch) nicht messbar. Wie die Fachleute vermuten, könnte das daran liegen, dass sie bis dato weder kognitiv noch motorisch abgebaut hätten – so wie das mit zunehmendem Alter der Fall sei.

Obwohl Studien wie diese nur Korrelationen feststellen können, gehen die Autorinnen und Autoren von einem kausalen Zusammenhang aus. Denn schon frühere Arbeiten zeigen, wie nützlich jede Form von Bewegung ist. Und Hausarbeit sei eine einfache Möglichkeit, Bewegung in den Alltag einzubauen. Für ältere Menschen gebe es dabei sogar einen mehrfachen Nutzen: Durch die Hausarbeit hätten sie eine sinnvolle Aufgabe, gleichzeitig bleiben sie körperlich und geistig fit, sind dadurch besser vor Krankheiten sowie Unfällen geschützt und können so vermutlich länger ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben führen.