Der israelische Premierminister Naftali Bennett erhält eine Corona-Impfung
AFP – JACK GUEZ
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Warum die dritte Impfung so wichtig ist

Laut den neuesten Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG) können sich in Österreich alle Erwachsenen schon vier Monate nach dem Zweitstich ein drittes Mal impfen lassen. Eine israelische Studie zeigt, wie wirksam die dritte Dosis ist: Sie senkt nicht nur das Risiko, selbst zu erkranken. Auch die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung ist geringer.

Die Antikörper sinken bei vielen sechs Monate nach der zweiten Impfung deutlich ab. Deshalb ist es für bestimmte Personengruppen wichtig, dass sie die dritte Dosis eher früher erhalten, sagt Judith Aberle vom Institut für Virologie an der MedUni Wien: „Wir wissen, dass ältere Menschen von vornherein niedrigere Antikörper auf die Impfung bilden, und sie haben gleichzeitig auch ein höheres Risiko, schwer zu erkranken“, so die Virologin.

Vor allem für ältere Menschen sei es deshalb wichtig, dass sie sich möglichst früh – etwa nach vier Monaten – die dritte Impfung geben lassen, um vor einer schweren Erkrankung geschützt zu sein.
Das gilt auch für immungeschwächte Personen und für Risikogruppen, sagt Aberle. Für junge, gesunde Menschen dürfte die Auffrischung nach sechs Monaten reichen.

Weniger Erkrankungen, weniger Ansteckungen

Die dritte Dosis des Impfstoffs von Biontech-Pfizer ist laut der im Fachmagazin „The Lancet“ erschienenen israelischen Studie, für die Daten von rund 1,4 Millionen Menschen ausgewertet wurden, extrem wirksam. Die dritte Impfung erhöht die Schutzwirkung, weil die Immunantwort des Körpers dadurch „geboostert“ wird.

Die Daten zeigen auch, dass die neutralisierenden Antikörperspiegel nach der dritten Impfung sehr stark ansteigen – auch gegen die Delta-Variante, so Judith Aberle. Das führe zum einen dazu, dass die Zahl der Erkrankungen sinkt: Laut den Daten aus Israel ist die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen nach dem Drittstich um über 90 Prozent geringer als bei Personen, die nur zwei Impfungen erhalten haben. Auch die Zahl der schweren Erkrankungen und auch der Todesfälle klar zurückgegangen.

Andererseits sinke nach der dritten Dosis auch die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Virusübertragungen auf andere Personen kommt. Denn durch die hohe Immunantwort nach dem Booster ist das Risiko einer Infektion deutlich niedriger – und damit sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass man das Virus überträgt. Durch die Auffrischungsimpfung verringert sich also nicht nur die Gefahr eines Impfdurchbruchs – also einer Infektion trotz Impfung. Sondern man kann so auch den Schutz für andere möglicherweise ungeimpfte Menschen erhöhen.

Genau dieser Punkt sorgt nun auch für rechtliche Diskussionen: Insbesondere wird die Frage diskutiert, ob der Lockdown für Drittgeimpfte überhaupt verhältnismäßig ist. Verfassungsrechtler Karl Stöger von der Abteilung für Medizinrecht an der Universität Wien sagt: Angesichts der aktuell hohen Infektionslage sei der Lockdown auch für dreifach Geimpfte rechtlich haltbar.