Bäume und Hochhäuser in Wien
APA/HELMUT FOHRINGER
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Mikroklima

Bäume kühlen Europas Städte stark

In Österreich und anderen Ländern Mitteleuropas verschaffen Bäume den Städtern im Sommer sehr viel Kühlung – das zeigt eine Studie zu fast 300 Städten. Wo Bäume stehen, ist die Temperatur am Boden im Schnitt um zehn Grad Celsius niedriger als in bebauten Gebieten. Baumlose Grünflächen kühlen nur halb so stark.

Ein Team um Jonas Schwaab von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich verglich für die nun im Fachjournal "Nature Communications“ erschienene Studie die von Satelliten gemessenen Oberflächentemperaturen von Grünzonen mit und ohne Bäumen sowie bebauten Gebieten in 293 europäischen Städten. Darunter waren auch vier österreichische Großstädte: In Wien sind Gebiete mit Bäumen im Sommer im Durchschnitt um elf Grad Celsius kühler als bebaute Flächen und baumlose Grünflächen um 5,5 Grad. In Salzburg reduzieren Bäume die Temperatur um 14 Grad, normale Grünflächen um acht Grad. In Linz sind es 12,5 beziehungsweise 4,5 Grad, in Innsbruck sogar 15,5 und sieben Grad Celsius.

Menschen im Schatten, Wiener Stadtpark
APA/HERBERT NEUBAUER
Menschen unter Bäumen im Wiener Stadtpark

Wo Bäume wachsen, sind die städtischen Flächen laut der Studie frappant kühler. Bäume können durch tiefgründige Wurzeln viel Wasser aufnehmen. Durch Verdunstung sorgen sie so für einen größeren Kühlungseffekt als Grünflächen ohne Bäume, vor allem während heißer und trockener Perioden haben. „Es ist mir allerdings wichtig zu sagen, dass es sich hier um Oberflächentemperaturen handelt, die aus Satellitendaten abgeleitet sind“, erklärt Schwaab: „Die Temperaturunterschiede in der Luft, zum Beispiel in zwei Metern Höhe, wären sehr viel weniger groß.“ Es sei aber vor allem die Lufttemperatur für das Hitzeempfinden der Menschen wichtig. Deshalb sagen die Studienergebnisse nicht direkt aus, wie viel Sommerglut die Bäume den Leuten tatsächlich ersparen.

Effekt im Süden weniger stark

Im Süden Europas, zum Beispiel in Cordoba in Spanien, helfen die Bäume im Sommer nicht so effektiv gegen die dort viel stärkere Oberflächenhitze, dort drücken sie die Stadthitze nur um rund zwei Grad. Das liege unter anderem daran, dass die Böden dort weniger feucht sind als in Mitteleuropa und Bäume dadurch eher weniger verdunsten. Bäume in südlicheren Gefilden leisten aber einen anderen wichtigen Kühleffekt: das Schattenspenden, so Schwaab. Und in warmen Frühlingszeiten kühlen sie in solchen Gefilden maximal.

Für Vergleiche zwischen Städten und den Einfluss der Begrünung auf die Temperaturen eigne sich die Studie nicht. Dafür müssten präzisere Messungen in einzelnen Stadtteilen vorgenommen werden. Die zugrunde gelegten Informationen über den Baumbestand erfassten keine einzelnen Baumreihen oder versprengt stehende Bäume. Die Satellitenmessungen erfolgten zudem praktisch nur bei wolkenlosem Himmel. Für präzisere Angaben zu einzelnen Städten müsse auch berücksichtigt werden, dass Bäume nicht uneingeschränkt nützlich sind für das Stadtklima, sagte Schwaab. Beispielsweise könnten Bäume am falschen Ort die Kaltluftzufuhr in Städten verringern. Die Kühlungseffekte müssten jedenfalls noch weiter untersucht werden.