Ein älterer Mann nimmt ein Medikament zu sich
Getty Images/Mladen Zivkovic
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Wie die bestellten Covid-19-Medikamente wirken

Die Bundesregierung hat heute zwei Medikamente zur Behandlung von Covid-19 bestellt. Ihre Zulassung wird in Kürze erwartet. Auch wenn die Impfung das wichtigste Mittel bleibt, sei das vor allem für chronisch Kranke und Risikopatienten wichtig. Die Wirksamkeit ist hoch, vorausgesetzt, man beginnt früh genug mit der Behandlung.

Wie Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein heute bei einer Pressekonferenz erklärt hat, will man von Molnupiravir von Merck & Co (MSD) insgesamt 80.000 Therapiezyklen zu je 612 Euro beschaffen, von Paxlovid von Pfizer 270.000 Zyklen (hier gibt es noch keinen Preis). Insgesamt sind im Budget 50 Mio. Euro für diese Beschaffungen vorgesehen. Sie werden über den entsprechenden EU-Mechanismus, zum größeren Teil aber bilateral abgewickelt. Sollte es teurer werden, kann auf den Covid-19-Krisenfonds des Finanzministeriums zugegriffen werden.

Beide Medikamente befinden sich derzeit in Zulassung. Die klinischen Studien dazu „stimmen sehr hoffnungsfroh“, betonte Mückstein. Was man dafür aber noch finden müsse, seien entsprechende ambulante Settings. Denn nur wenn man die antiviralen Medikamente sehr schnell nach der Infektion einsetzt, versprechen Studien eine sehr gute Wirkung. Das bedeutet idealerweise zwischen dem dritten und fünften Tag. Ins Spital kommen viele Patienten aber meist erst am sechsten Tag oder später.

Medikament in Tablettenform

Molnupiravir ist in Großbritannien bereits genehmigt und wird dort auch verwendet. Dieses Medikament sei ursprünglich gegen Grippe entwickelt worden, sagt Markus Zeitlinger, Leiter der Abteilung für klinische Pharmakologie an der MedUni Wien. Es habe sich gezeigt, dass es – wenn man es früh genug gibt – das Risiko für eine Hospitalisierung halbieren kann.

Der große Vorteil: Dieses Medikament wird in Tablettenform verabreicht – und könnte somit die Behandlung zu Hause ermöglichen. „Das ist ein Riesensprung nach vorne, das hatten wir bis jetzt noch nicht“, sagt Zeitlinger. Er geht davon aus, dass dieses Medikament bereits heuer zugelassen werden dürfte.

90 Prozent weniger Spitalsaufenthalte

Das zweite bestellte Medikament ist Paxlovid von Pfizer: Hier handelt es sich um ein Kombinationspräparat zwischen einem älteren HIV-Medikament und einem neu entwickelten Präparat, das die Enzyme des Virus hemmen kann.

Nach den Studienergebnissen dürfte dieses Medikament sogar noch effektiver sein: Hier habe man sogar eine Reduktion der Hospitalisierungsrate um neunzig Prozent gesehen, so Zeitlinger. In der Placebo-Gruppe (also bei den Patientinnen und Patienten, die nur ein Scheinmedikament erhalten haben) gab es sieben Todesfälle, in jener Gruppe, die das Medikament erhielt, hingegen keinen einzigen Todesfall. Es scheine sich schon um ein sehr effektives Medikament zu handeln, resümiert der Pharmakologe.

Zeitlinger ist sehr dafür, diese Medikamente auch für Österreich zu beschaffen und sie einzusetzen, sobald sie zugelassen sind. Denn sie können insbesondere bei Risikopatientinnen und -patienten das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs deutlich reduzieren. Aber: Ein Ersatz für die Impfung sind sie nicht. Die neuen Medikamente können der Plan B sein, das System vor dem Kollaps zu retten, sagt Markus Zeitlinger. Der Plan A ist die Impfung.