Artenvielfalt

Biodiversitätsbarometer steht auf Gelb-Rot

Um zu zeigen, was die Politik gegen den Verlust der Artenvielfalt unternimmt, hat der österreichische Biodiversitätsrat ein eigenes Instrument entwickelt: das Biodiversitätsbarometer. In der aktuellen Einschätzung steht es auf Gelb-Got – es gibt also kaum positive Tendenzen.

In den drei Ampelfarben rot, gelb und grün zeigt das Barometer an, wie es um die Biodiversitätspolitik in Österreich steht. Fast alles ist gelb bis rot. Nur drei von 19 Punkten zeigen eine Trendänderung ins Positive. Zum Beispiel der Biodiversitätsfonds, dessen Dotierung mittlerweile auf 50 Millionen Euro für die laufende Legislaturperiode erhöht wurde. Allerdings fordert der Biodiversitätsrat eine weitere Erhöhung auf eine Milliarde Euro, damit der Fonds wirkungsvoll arbeiten könne.

Artenvielfalt und Klimaschutz gemeinsam denken

Das Biodiversitätsbarometer wird am Montag anlässlich des vierten Österreichischen Forums für Biodiversität und Ökosystemleistungenpräsentiert. Positiv zu nennen sei auch der Beitritt Österreichs in die High Ambition Coalition. Doch grundsätzlich bleibe die Politik in der Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt immer noch mutlos, kritisiert der Biologe Franz Essl von der Universität Wien, Mitglied des Biodiversitätsrats.

Außerdem müsse der Ausbau erneuerbarer Energien mit der Artenvielfalt, also der Vielfalt verschiedener Tier- und Pflanzenarten, in Einklang gebracht werden. So sollten etwa Photovoltaikanlagen möglichst wenig Grünflächen verbauen. Hier schlägt die Biologin Irmgard Greilhuber von der Uni Wien vor, keine Förderung zu vergeben für solche Photovoltaikanlagen, die auf wertvollen Grünflächen gebaut werden. Stattdessen solle es Förderung für Anlagen geben, die auf Supermarktdächern gebaut werden.

Problem Versiegelung

Komplett rot gefärbt sind jene Bereiche, in denen es um Landnutzung in Einklang mit Biodiversitätszielen geht, Stichwort Versiegelung. Thomas Wrbka, Landschaftsökologe an der Universität Wien erklärt dazu: „Der Flächenverbrauch durch Verbau ist in Österreich besonders schlecht, also hier haben wir nicht nur rot gegeben, sondern auch eine weitere Verschlechterung. Weil trotz eines Willens in der Bevölkerung wird politisch überhaupt nicht gegengesteuert, wir sehen da keinerlei Bewegung."

Der Biodiversitätsrat ist ein unabhängiges Expertengremium mit über 20 Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen und Institutionen. Sie fordern unter anderem, dass der Schutz der Artenvielfalt auch in der ökosozialen Steuerreform stärker verankert wird, sowie ein bundesweites Rahmengesetz für Naturschutz, nach dem sich die Länder stärker orientieren müssen, ähnlich wie in Deutschland.