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APA/HERBERT NEUBAUER
APA/HERBERT NEUBAUER
Klimapolitik

CO2-Steuer: Wie Menschen und Klima profitieren

Mit CO2-Steuern können Treibhausgase gesenkt werden. Die zusätzliche Steuer könnte aber Menschen mit niedrigem Einkommen stark belasten. Dass das nicht sein muss, zeigt eine aktuelle Studie. Demnach könnten Einkommensschwache sogar von einer CO2-Steuer profitieren.

Einnahmen durch eine CO2-Steuer wandern in der Regel in den allgemeinen Staatshaushalt. Damit werden zum Beispiel der öffentliche Verkehr ausgebaut oder Energiesparmaßnahmen finanziert. Eine so angelegte Klimapolitik könnte das Klima langfristig schützen, Menschen mit niedrigem Einkommen aber besonders belasten, erklärt einer der Co-Autoren der Studie Fabian Wagner vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien.

„Im derzeitigen System werden die unteren Einkommensschichten proportional mehr besteuert, weil sie einen größeren Teil ihres Einkommens für klimarelevante Aktivitäten ausgeben. Das führt zu einer verstärkten Ungleichverteilung der Einkommen bzw. eben auch der Vermögen in der Zukunft.“

Ein CO2-Steuer-Scheck für alle

Dass es auch anders geht, zeigen Wagner sowie Kolleginnen und Kollegen in einer aktuellen Modellanalyse in der Fachzeitschrift Nature Climate Change. Auf dem Papier ist ihr Lösungsansatz einfach: Anstatt die Einnahmen durch die CO2-Steuer in staatliche Projekte zu stecken, sollen die gesamten Steuereinnahmen am Ende des Jahres gleichmäßig auf alle verteilt werden. „Die Idee dabei ist, dass jeder Mensch in einer Gesellschaft unabhängig vom Einkommen einen Scheck zugeschickt bekommt. Und zwar bekommt jeder den gleichen Betrag.“

Im Ergebnis bedeutet das: Wer weniger CO2 als der Durchschnitt verbraucht, bekommt am Ende mehr zurück, als er oder sie an CO2-Steuern gezahlt hat. „Umgekehrt, wenn man relativ wohlhabend ist und relativ viel emittiert, würde der Scheck die Kosten eben nicht decken. Netto würde man als jemand mit einem höheren Einkommen und mit einem höheren Verbrauch dann eben auch mehr bezahlen.“

In den Modellen der Forscherinnen und Forscher zeigt sich nicht nur, dass sich mit diesem Scheck-System mehr Menschen klimafreundlicher verhalten würden und die Treibhausgasemissionen rasch gesenkt werden können. Haushalte mit niedrigem Einkommen könnten dadurch sogar finanziell profitieren, da sie im Schnitt weniger CO2 verbrauchen, so Wagner.

Modell für USA, China und Indien

Dieser positive Zusammenhang von Klimaschutz und Armutsbekämpfung zeigt sich in Ländern wie den USA, Indien und China gleichermaßen und ist damit unabhängig von den wirtschaftlichen Voraussetzungen eines Landes. „Ich versprechen mir sehr viel davon. Es ist alles sehr einfach, transparent, für jeden einsehbar und für jeden eben auch fühlbar. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Faktor in unserer Welt, die komplex ist.“

Voraussetzung sei aber, den CO2-Preis nicht zu niedrig anzusetzen. Um die Klimaerwärmung bei unter zwei Grad Celsius begrenzen zu können, müsse der CO2-Preis bei 100 Euro pro Tonne CO2 beginnen, so Wagner. „Es ist auch völlig klar, dass sich dieser Wert über die Zeit steigern wird. Das hängt unter anderem mit dem Wirtschaftswachstum wie auch mit der Inflation zusammen.“

Darüber hinaus sei es wichtig, CO2 nicht nur im Verkehr oder der Industrie zu bepreisen, sondern in allen Lebensbereichen. „Wir müssen CO2 grundsätzlich über die ganze Wirtschaft hinweg und unser ganzes Leben hinweg besteuern. Und das passiert eigentlich am einfachsten, wenn man sozusagen die fossilen Energieträger ganz am Anfang in der Prozesskette, also wenn sie aus der Erde kommen oder wenn man sie importiert, besteuert.“