Kinder

Infektionen mit RS-Viren besonders häufig

Heuer erkranken besonders viele Kinder an einer Infektion mit RS-Viren – Erreger, die bei Erwachsenen meist nur Schnupfen auslösen, für kleine Kinder jedoch gefährlich werden können. In manchen Kinderkliniken ist man bereits am Rand der Aufnahmekapazität. Die starke Welle könnte eine Folge der Lockdowns sein.

Es beginnt mit Schnupfen und Atembeschwerden. Babys und kleine Kinder können nicht mehr gut schlucken und haben Schwierigkeiten beim Trinken, sagt Florian Götzinger, Kinderarzt an der Klinik Ottakring in Wien: Die meisten Kinder, die wegen einer RS-Virusinfektion im Spital aufgenommen werden, sind im ersten Lebensmonat oder jünger als sechs Monate. Das seien auch jene Kinder, die es am härtesten erwischt, wenn sie sich mit diesem Virus infizieren.

Mehr Kinder krank, mehr im Spital

Bis zu zwanzig Kinder müssen pro Woche wegen einer solchen RSV-Infektion in der Kinderklinik Ottakring aufgenommen werden, sagt Florian Götzinger: „Wir behandeln heuer deutlich mehr Kinder, die an RSV erkrankt sind, als in den Vorjahren. Es gibt einerseits eine Steigerung, was die Erkrankungszahlen betrifft, im Vergleich zu den Jahren davor, und auch eine Steigerung bei den Kindern, die wir derzeit stationär betreuen.“

Spitalskapazitäten an der Grenze

Ähnlich ist die Situation in der Steiermark: die Welle an RSV-Infektionen hat ungewöhnlich früh und ungewöhnlich stark begonnen, sagt der Leiter der Abteilung für pädiatrische Pulmonologie und Allergologie an der Grazer Kinderklinik Ernst Eber: Im Oktober habe man etwa 300 Kinder an der hauseigenen Ambulanz positiv auf RSV getestet, 200 davon waren jünger als ein Jahr.

Das System ist deshalb heuer bereits an die Grenze der Aufnahmekapazität gelangt. Nicht an RSV erkrankte Kinder mussten etwa in Graz bereits verlegt werden, sagt Klinikvorstand Ernst Eber: „Wir hatten in den Monaten Oktober und November eine extrem angespannte Situation, so dass die Kapazitäten in unserer Kinderklinik in Graz praktisch nicht ausreichend waren, und wir auch in unserer Partnerklinik in der Kinder- und Jugendchirurgie Patienten unterbringen mussten. Wir waren bis zum letzten Bett – und darüber hinaus – eigentlich voll.“

Zusammenhang mit Lockdown möglich

Hintergrund für die heuer so heftige Welle könnte die CoV-Pandemie inklusive der damit verbundenen Lockdowns sein, weil das Virus weniger zirkuliert ist, sagt Volker Strenger, Kinder- und Jugendfacharzt an der Medizin-Uni Graz. Die Allgemeinbevölkerung könnte anfälliger für Infektionen sein, weil sie im Vorjahr nicht oder nur wenig mit dem Virus konfrontiert worden ist. Das könnte der Grund dafür sein, dass das Virus heuer intensiver zirkuliert.

Auffällig ist, dass heuer auch ältere – zwei- bis dreijährige Kinder mit einer RSV-Infektion ins Spital mussten, sagt Florian Götzinger von der Klinik Ottakring: „Das heißt sehr vereinfacht gesagt, haben wir es heuer mit der doppelten Krankheitslast zu tun, weil im Vorjahr die RSV-Epidemie ausgeblieben ist.“

Den Eltern empfehlen die Experten, auf Alarmsignale zu achten – wie Schwierigkeiten bei Atmen. Vor allem bei Babys und ganz kleinen Kindern rät Volker Strenger, dass man Menschenmengen meiden soll, und dass man kranke, hustende Personen meiden soll.
Denn je kleiner die Kinder sind, desto besser sollte man versuchen, sie zu schützen.