Antikörper Schnelltest für CoV-Varianten
Duke University
Duke University

Antikörper-Schnelltest entwickelt

Kommen nach den Antigen-Schnelltests nun auch die Antikörper-Schnelltests? US-Forscherinnen und Forscher haben einen solchen im Labor entwickelt. Er soll schnell und einfach feststellen, wie gut jemand vor verschiedenen CoV-Varianten geschützt ist – die Marktreife ist allerdings noch fern.

Ein Pieks in den Finger, ein paar Tröpfchen Blut auf ein Testkit und eine Stunde später weiß man, ob die eigenen Antikörper eine Variante wie Delta neutralisieren könnten – ein Test, den man in jeder Apotheke oder beim Arzt machen könnte.

Ganz so weit ist der Antikörper-Schnelltest des Forschungsteams von der Duke Universität noch nicht. Die Grundlage für diese Vision haben sie nun aber mit einer Studie gelegt, die soeben in der Fachzeitschrift „Science Advances“ erschienen ist. „Alles, was wir für den Test brauchen, sind Spikeproteine unterschiedlicher Varianten, die Forschergruppen wie auch unsere weltweit produzieren“, erklärt einer der Studienautoren Ashutosh Chilkoti.

Der Test aus dem Labor

Dieses Stachelprotein, genauer jene Region, mit denen das Virus an menschliche Zellen andockt, wird auf einer gerasterten Glasplatte aufgebracht. In jedes Kästchen kommen kleine Mengen von jeweils einer Variante: vom Wildtyp, von Alpha, Beta, Gamma usw. „Und dann, getrennt davon, gibt es auf demselben Chip eine Art Landeplattform, wenn man so will. Hierhin kommt eine Menge löslicher ACE2-Rezeptoren, die mit einem Farbmolekül markiert sind“, erläutert Chilkoti. ACE2 sind jene Rezeptoren menschlicher Zellen, wo Spikeproteine andocken und auf diese Weise eine Zelle infizieren.

Würde man Wasser auf die Glasplatte tropfen, lösen sich die eingefärbten ACE2-Rezeptoren und wandern über die Platte. Treffen sie in den Kästchen auf die Stachelproteine, docken sie ungehindert an, was die Farbe auf den ACE2-Rezeptoren aufleuchten lässt.

Grafik zum Antikörper-Schnelltest für CoV-Varianten
Jake Heggestad, Duke University
Grafische Darstellung des Testverfahrens

Tropft man statt Wasser nun Blutplasma auf die Platte – angenommen von einem Menschen, der sehr viele neutralisierende Antikörper im Blut hat -, dann verhindern diese Antikörper, dass die ACE2-Rezeptoren an die Spike-Proteine binden, erläutert der Biomedizintechniker gegenüber science.ORF.at. Sichtbar wird das, indem die Farbe gar nicht oder nur schwach aufleuchtet – je nachdem, wie gut die neutralisierenden Antikörper das Anbinden der Stachelproteine verhindern.

Vergleich mit Goldstandards

Auf diese Weise hat das Forschungsteam unterschiedlichste Plasmaproben getestet. Etwa von Menschen, die mit dem Biontech/Pfizer oder Moderna-Impfstoff geimpft wurden, sowie Proben von Personen, die sich mit dem Virus infiziert haben und einen leichten, moderaten bis hin zu schwerem Verlauf hatten. Außerdem haben die Forscher gezielt verschiedene Antikörper durch den Test laufen lassen – neutralisierende wie nicht neutralisierende.

Im Ergebnis kommt der Antikörper-Schnelltest in einer Stunde zu denselben Ergebnissen wie Studien, die aufwendige Goldstandard-Verfahren im Labor angewendet haben. „Alles, was wir getan haben, wurde von anderen Studien bestätigt. Wir sind also sehr von den Ergebnissen überzeugt“, so Ashutosh Chilkoti.

Es gibt aber noch Verbesserungsbedarf, so der Forscher. Wie beim herkömmlichen Neutralisierungstest muss auch beim Schnelltest Blut abgenommen und in Plasma umgewandelt werden. „Es würde den Schnelltest noch stärker machen, wenn wir direkt einen Bluttropfen vom Finger z.B. verwenden könnten. Es ist nicht kompliziert, Plasma zu erzeugen. Es ist aber ein zusätzlicher Schritt notwendig.“

Markteinführung weit entfernt

Kosten würde der Test nicht viel, meint der Biomedizintechniker: „Nichts an dieser Technologie ist teuer.“ Er könnte theoretisch für ein paar Euro gemacht werden, ist der Forscher überzeugt. Bis der Schnelltest aber marktreif ist, wird es noch dauern. „Wir haben nicht das Geld. Um es auf den Markt zu bringen, müsste jemand kommen und investieren, um es skalierbar zu machen. Zudem gibt es Hürden wie Qualitätskontrollen, die Zulassung. Hier muss jemand Geld in die Hand nehmen.“

Ob es der Test jemals auf den Markt schaffen wird, ist unklar. Bis dahin arbeiten die Forscher weiter daran, den Test zu vereinfachen und zu erweitern. Etwa wollen die Forscher nun Untersuchungen mit der neuen Omikron-Variante machen.