Eine Ampulle mit dem Biontech-Impfstoff
Reuters/Hannah Beier
Reuters/Hannah Beier
Coronavirus

Wie die Impfstoffanpassung abläuft

Eine Anpassung der CoV-Impfstoffe ist bei den bisher zirkulierenden Virusvarianten nicht notwendig gewesen – doch mit dem Aufkommen von Omikron könnte es möglicherweise so weit sein: das Procedere im Überblick.

Die alles entscheidende Frage lautet nun: Wirken die derzeit verfügbaren Impfstoffe auch gegen die Omikron-Variante oder kann der neue Erreger den Schutz des Immunsystems unterlaufen? Das versuchen Forscher und Forscherinnen derzeit in Laborversuchen herauszufinden. Hier sind zunächst Experimente in der Zellkultur Standard, zusätzlich werden auch Tierversuche durchgeführt – drittens werfen die Fachleute natürlich auch einen Blick auf das Infektionsgeschehen in der Welt.

Sollte sich herausstellen, dass die Impfstoffe tatsächlich nicht mehr ausreichend Schutz bieten, wäre eine Anpassung notwendig. Wobei diese Entscheidung nicht nur bei den Pharmafirmen liegt, sondern in engem Austausch mit den Gesundheitsbehörden zu treffen wäre. Im Fall von Österreich bzw. der Europäischen Union ist die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) Ansprechpartner für die Impfstoffhersteller.

Klinische Tests verpflichtend

Vorgeschrieben ist in diesem Verfahren auch eine klinische Studie mit ein paar hundert Probanden. Hier wird einerseits abgetestet, ob der neue Impfstoff tatsächlich gut wirkt – und auch, ob er gegen die alten Virusvarianten Schutz bietet.

Idealerweise würde man einen neuen Impfstoff so designen, dass er beides kann – also neben Omikron auch eine gewisse Kreuzreaktivität gegenüber den alten Varianten bietet, sagt die Virologin und Impfstoffexpertin Christina Nicolodi gegenüber dem ORF. „Die Gesundheitsbehörden empfehlen, dass man in die klinischen Studien Menschen einbezieht, die bisher weder geimpft wurden, noch sich jemals infiziert haben.“ Auf diese Weise sei denn auch ein Vergleich zwischen den alten und neuen Impfstoffen möglich.

Update für die RNA-Sequenz

Im Detail funktionieren die mRNA-Impfstoffe von Pfizer/
und Biontech bzw. Moderna sowie der Vektorimpfstoff von AstraZeneca unterschiedlich, eines haben jedoch alle drei gemeinsam: Was letztlich verimpft wird, sind verpackte Erbgutschnipsel des Virus, die der Körper dann für kurze Zeit in Zellen aufnimmt und in weiterer Folge dann in Virusproteine übersetzt. Eben diese genetische Bauanleitung müsste man bei der Anpassung austauschen, der Rest würde sich nicht ändern. Im Fall der mRNA-Impfstoffe sei das relativ einfach, weil das eingefügte Viruserbgut künstlich vermehrt werde, so Nicolodi. Bei Vektorimpfstoffen sei das etwas komplizierter, „weil die Viren in Zellen vermehrt werden müssen“.

Änderungsantrag statt Neuzulassung

Eine komplette Neuzulassung sei jedenfalls nicht notwendig, formal betrachtet handle es sich um einen „Antrag auf Änderung der bestehenden Zulassung“, freilich inklusive bisher festgelegter Qualitätsstandards. Bei den Grippeimpfstoffen wird das jedes Jahr so gemacht, ob das nun auch bei Omikron notwendig sein wird, werden die Versuche im Labor sowie die epidemiologischen Daten zeigen.

Anthony Fauci, der oberste Pandemieberater von US-Präsident Joe Biden, äußerte sich kürzlich vorsichtig optimistisch. Hinweise auf schwere Krankheitsverläufe gebe es bisher kaum, „bis jetzt sind die Signale etwas ermutigend“, sagte Fauci im Fernsehsender CNN. Es sei aber noch zu früh, um eine abschließende Einschätzung abzugeben.

Absehen lässt sich jetzt schon der Zeithorizont, sollte Omikron behördliches Handeln notwendig machen: Bei den RNA-Impfstoffen dürfte es von der Entscheidung zur Anpassung bis zur Bewilligung drei bis vier Monate dauern, im Fall von Vektorimpfstoffen wohl einen Monat länger. Die angepassten Impfstoffe stünden also theoretisch schon im Frühjahr zur Verfügung, ganz sicher im nächsten Herbst.