Der spanische Maler Salvador Dali und die Sängerin Amanda Lear beim Essen
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Studie

„Dali-Schlaftechnik“ erhöht Kreativität

Beim Einschlafen können die Gedanken sprudeln: ein halb wacher, halb träumender Zustand, den schon Künstler wie Salvador Dali genutzt haben. Dass die Einschlafphase tatsächlich Kreativität erhöhen kann, haben Forscherinnen und Forscher nun in einem Experiment bewiesen.

Neben Dali hat etwa auch schon Thomas Edison gewusst, dass kurz vor dem Einschlafen unsere Kreativität erwacht. Er meinte etwa, dass sein Erfinderreichtum in dieser Phase besonders groß sei. „Manche Bereiche des Gehirns sind dann noch aktiv, als wäre die Person wach, andere hingegen nicht. Realität und Traum treffen so aufeinander“, erklärt der französische Hirnforscher Thomas Andrillon gegenüber dem ORF. Er ergänzt: „Ob in dieser Phase die Kreativität aber wirklich erhöht wird, war bisher nicht bekannt.“ Zusammen mit einem Team hat er daher untersucht, ob Dalí und Edison mit ihrer Annahme recht hatten. Die daraus entstandene Studie ist aktuell im Fachjournal „Science Advances“ zu lesen.

Problemlösung nach kurzem Schlaf

Um zu testen, wie sich die Einschlafphase auf die Kreativität auswirkt, führte das Forscherteam ein Experiment durch. Über 100 Studentinnen und Studenten wurden achtstellige mathematische Zahlenreihen gegeben, zu denen sie die letzte Ziffer finden sollten. „Die Aufgaben waren wirklich komplex, also nicht einfach zu bewältigen“, so Andrillon, der Co-Autor der Studie. Nachdem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Zahlenreihen gesehen und ein paar davon gelöst hatten, durften sie sich in einem dunklen, ruhigen Raum rund 20 Minuten lang ausruhen. Einige nickten dabei ein.

Das Ziel des Forscherteams war es, die Personen genau in der Phase direkt nach dem Einschlafen zu wecken. Dazu nutzten sie einen bekannten Trick, den auch schon Edison angewandt haben soll: „Sobald wir komplett einschlafen, entspannen sich die Muskeln in unserem Körper. Wir haben den Probandinnen und Probanden daher Gegenstände in die Hand gegeben, die ein lautes Geräusch erzeugen, sollten sie auf den Boden fallen“, erklärt Andrillon. Sobald jemand in einen zu tiefen Schlaf rutschte, sollte der Gegenstand hinunterfallen und die Probanden wecken. 24 davon waren rund 30 Sekunden in der Phase direkt nach dem Einschlafen und wachten dann auf. Ein paar andere rutschten trotz hinunterfallenden Gegenständen in tieferen Schlaf ab und der Rest schlief während des Experiments gar nicht ein.

Trick als Lösung der Aufgabe

Eines hatten die Zahlenreihen, die den Probanden gestellt wurden, gemeinsam – sie alle waren durch einen einfachen Trick schnell zu lösen. „Wir wollten herausfinden, ob diese versteckte Regel eher entdeckt wird, nachdem man kurz in der Einschlafphase war“, so Andrillon, der ergänzt: „In unserer Studie haben wir Kreativität so definiert, neue und effiziente Lösungswege für ein Problem zu finden – anhand der Zahlenreihen konnten wir das gut überprüfen.“

Genau solche Lösungswege konnten nämlich jene Probandinnen und Probanden finden, die sich nur kurz in der Einschlafphase befunden hatten. 83 Prozent von ihnen fanden die versteckte Regel zur Lösung der Zahlenreihen. Bei all jenen, die nicht geschlafen hatten, waren es nur 31 Prozent und bei denjenigen, die tiefer geschlafen hatten, sogar nur 14 Prozent. „Am Ergebnis sieht man ganz klar, dass es diesen optimalen Bereich für Kreativität kurz nach dem Einschlafen tatsächlich gibt. Wichtig ist für die erhöhte Kreativität nach dem Aufwachen aber, dass man davor nicht komplett einschläft“, erklärt der Co-Autor der Studie.

Weitere Untersuchungen nötig

Dass man nach einem sehr kurzen Nickerchen kreativere Lösungswege für Probleme findet, sieht Andrillon anhand der Studie als bewiesen an. Immer noch unklar sei aber, welche Prozesse im Gehirn und Körper aber tatsächlich dafür verantwortlich sind. „Hierzu müssen wir noch weitere Untersuchungen mit einer genaueren Überprüfung der Gehirnaktivitäten durchführen. Außerdem möchten wir die Methode, einen Gegenstand beim Einschlafen fallen zu lassen, mit technischen Geräten effizienter machen und so den Punkt, an dem unsere Kreativität am stärksten angeregt wird, künftig noch besser nutzen“, so Andrillon.