Afrikanische Libellenart Africocypha varicolor
Andre Guenther, IUCN
Andre Guenther, IUCN
Rote Liste

16 Prozent der Libellenarten gefährdet

Erstmals hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Gefährdung von Insekten unter die Lupe genommen und stellt fest: 16 Prozent der gut 6.000 Arten sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Hauptgründe seien die Zerstörung von Feuchtgebieten sowie Pestizide und andere Chemikalien in Gewässern, berichtete die IUCN am Donnerstag in Gland bei Genf. Feuchtgebiete verschwänden dreimal so schnell wie Wälder. Die Umweltstiftung WWF nannte Libellen „fliegende Edelsteine und wahre Flugkünstler“, die unberührte Biotope brauchen.

Mit den Libellen und anderen Arten hat die IUCN ihre seit 1964 geführte Rote Liste der bedrohten Arten aktualisiert. Sie umfasst nun in den stetig wachsenden Kategorien erstmals mehr als 40.000 Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Insgesamt wurden bisher mehr als 142.000 Tier- und Pflanzenarten untersucht.

Waldvernichtung, Schadstoffe, Klimaerwärmung

In Süd- und Südostasien und Zentral- und Südamerika verschwänden die Lebensräume der Libellen vor allem durch Waldvernichtung. Wälder würden gerodet, um Viehweiden, Siedlungen oder Plantagen mit Palmöl, Zuckerrohr oder Soja anzulegen. In Nordamerika und Europa seien vor allem Schadstoffe das Problem, sowie das Schrumpfen der Lebensräume und die Klimaerwärmung.

Letzteres setzte den Libellen auch in Südeuropa zu. „Wenn Gewässer häufiger oder früher austrocknen, können Larven sich nicht entwickeln“, sagt die deutsche Naturforscherin Viola Clausnitzer. Viele Arten seien gefährdet, weil viel Wasser aus Bächen für Agrarflächen abgeleitet wird. Mit höheren Temperaturen wanderten Libellenarten aus Südeuropa, wo sie weniger kühle Quellbäche finden, nach Norden, wie die rote Feuerlibelle (Crocothemis erythraea): „Sie ist sehr robust, den ursprünglich dort lebenden heimischen Arten überlegen und verdrängt sie“, sagt Clausnitzer.