Hand einer alten Frau
dpa-Zentralbild/Britta Pedersen
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Gedächtnis

Antidepressiva könnten Demenz mildern

Bei einer beginnenden Demenz ist der Serotoninhaushalt im Gehirn gestört. Hier setzt die Wirkung bestimmter Antidepressiva an. Am Wiener AKH wird nun untersucht, ob diese Medikamente die Demenz bremsen und die Gedächtnisleistung verbessern können. Erste Hinweise darauf gibt es bereits.

In Österreich ist der häufigste Grund für die Einweisung in ein Pflegeheim die Demenz. Hierzulande leiden bis zu 130.000 Menschen unter dieser neuronalen Erkrankung. Bei den meisten handelt es sich um eine Alzheimer-Demenz, gegen die es bis dato keine wirksamen Medikamente gibt. An der Medizinischen Universität Wien wird jetzt ein neuer Ansatz untersucht, der eine beginnende Demenz zumindest bremsen könnte, also erste Anzeichen von Gedächtnisverlust und Konzentrationsschwäche.

Serotonin spielt zentralle Rolle

Hier könnten bestimmte Antidepressiva helfen, die im Gehirn auf das serotonerge System wirken, sagt Dietmar Winkler von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien. „Serotonin ist ein wichtiger Neurotransmitter im Zusammenhang mit der Stimmung, auch mit Depressionen, aber man weiß eben auch, dass es beim Serotonin einen Zusammenhang mit den Gedächtnisfunktionen und mit der Konzentration gibt“, so der Psychiater.

Studien konnten bereits zeigen, dass diese Art der Antidepressiva, die die Wiederaufnahme des Serotonins hemmen und zusätzlich einige postsynaptische Rezeptoren im serotonerge System beeinflussen, bei depressiven Patientinnen und Patienten zu einer Verbesserung der Gedächtnisleistung führt. Die Merkfähigkeit dieser Menschen nahm zu und sie konnten sich länger konzentrieren.

Mehr Konzentration durch Antidepressiva

Viele depressive Patientinnen und Patienten sind bei der Konzentration ebenfalls eingeschränkt, auch hier können Antidepressiva die kognitive Leistung verbessern. „Ein Wirkungsbereich, den wir in der Psychiatrie schon länger kennen, doch diese relativ neuen Antidepressiva können das vielleicht noch besser und eben nicht nur bei depressiven Menschen, sondern vielleicht auch bei beginnender Demenz“, so Winkler. Denn auch bei ihnen ist diese serotonerge System im Gehirn früh geschädigt.

Das führt bei Patientinnen und Patienten mit einer beginnenden Demenz oder einer leichten kognitiven Verminderung auch dazu, dass sie vermehrt depressive Symptomatiken aufweisen. Dietmar Winkler und sein Team wollen sich nun im Rahmen einer mehrjährigen Studie ansehen, wie sich unterschiedliche Dosen dieses neuen Medikamentes auf die kognitive Leistung der Teilnehmenden auswirken. Erste positive Hinweise gibt es bereits aus einer Studie, die in Singapur durchgeführt wurde.

Keine Heilung, aber Milderung

„Wir werden uns die Patientinnen und Patienten nicht nur klinisch anschauen, sondern wir werden zu Beginn, nach vier Wochen und nach zwölf Wochen, eine funktionelle Magnetresonanztomographie machen“, erklärt Winkler. So wolle man die Hirnfunktion darstellen können. Mit diesem bildgebenden Verfahren soll untersucht werden, ob die Vernetzung in bestimmten, für Gedächtnis und Konzentration wichtigen Hirnarealen, zunimmt.

Noch sucht die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Wiener AKH nach Probandinnen und Probanden. Gesucht werden Menschen über 50, die erste Gedächtnisprobleme bemerken. Das neue Medikament, so die Hoffnung der Forscher, könne die Demenzerkrankung zumindest verzögern und so Symptome, wie Vergesslichkeit und Zerstreutheit, die im Alltag sehr belastend sind, mildern.