Impfung: Aufklärungsgespräche haben wenig Erfolg

Verpflichtende Aufklärungsgespräche zur Steigerung der Impfquote dürften nicht den erhofften Erfolg bringen. In mehreren Sozial- und Pflegeeinrichtungen mit insgesamt über 80 Prozent Impfrate wurden 573 ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Informationsgesprächen geladen: Nur fünf Prozent ließen sich unmittelbar darauf impfen.

In Absprache mit Geschäftsführung, Betriebsrat und den zuständigen betrieblichen Gesundheitsstellen wurden in Rahmen eines Wiener Projekts zunächst Schreiben an die ungeimpften Kolleginnen und Kollegen versendet, in denen auf die Ängste und Sorgen eingegangen wurde, aber auch auf den eigenen Schutz sowie den der betreuten Personen. Zudem wurde verpflichtend dazu aufgefordert, sich im Rahmen der Dienstzeit über die Impfung zu informieren. Zu diesem Zweck wurde eine eigene Aufklärungsstraße in einem großen Impfzentrum eingerichtet, wo Ärztinnen und Ärzte speziell dafür vorbereitet wurden.

„Im Sinne von Autonomie und Gesundheitskompetenz wurde für ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses niederschwellige und barrierefreie Aufklärungsangebot im Rahmen der Dienstzeit geschaffen, welches sogar die Möglichkeit von ausführlicher Aufklärung in allen Muttersprachen durch Videodolmetschen bot“, erläuterte die wissenschaftliche Direktorin des des Ludwig Boltzmann Institut für digitaler Gesundheit und Patientensicherheit, das an der Medizinischen Universität Wien angedockt ist, Maria Kletecka-Pulke, in einer Aussendung. „Die Erwartung einer höheren Impfbereitschaft wurde leider nicht erfüllt“, hielt sie fest.

Überzeugung statt Pflicht

Die an dem Projekt beteiligten Sozial- und Pflegeeinrichtungen beschäftigen in etwa 6.000 Personen, wovon im Oktober mehr als 80 Prozent geimpft waren, wurde betont. Auch wenn dieser Anteil im bundesweiten Vergleich sehr hoch ist, bedeute dies immer noch, dass es in diesen Einrichtungen viele ungeimpfte Mitarbeiter gibt, die direkt mit vulnerablen Personen in Kontakt sind, merkte Projektmitarbeiterin Elisabeth Klager an.

„Unser Ziel ist es weiterhin, Menschen unabhängig von der kommenden Impflicht so zu erreichen, dass sie sich aufgrund von Wissen und Einsicht freiwillig für die Impfung entscheiden. Im Idealfall bewirken wir bei bisher Ungeimpften durch gezielte Maßnahmen, dass sie sich trotz Impflicht mit einem guten Gefühl impfen lassen. Dazu wollen wir in einem Folgeprojekt nun detailliert die Motive und Hintergründe erheben“, kündigte CO-Investigator Thomas Wochele-Thoma an.