Ein Kind wird geimpft
AFP – JACK GUEZ
AFP – JACK GUEZ

Wann Kinder geboostert werden sollen

Soll man Kinder und Jugendliche boostern – und wenn ja: wie schnell und mit welcher Dosis? Diese Frage beschäftigt derzeit die Medizin und auch viele Eltern. Noch gibt es keine allgemeingültige Antwort. Vorerst plädieren Kinderärztinnen und -ärzte dafür, die Frage auch individuell abzuklären.

Das Nationale Impfgremium empfiehlt die 3. Impfung nach sechs Monaten – oder sogar nach vier Monaten, wenn die Infektionslage dies erfordert – Stichwort Omikron. Doch diese Empfehlung wird in Kinderärzte-Kreisen intensiv diskutiert, weil das Immunsystem von Kindern anders reagiert als das von Erwachsenen.

Datenlage dürr

Die Datenlage zur dritten Dosis für Kinder und Jugendliche ist noch sehr dürr, sagt Thomas Müller, er leitet die Kinderklinik an der Medizinischen Universität Innsbruck. Bei Kindern mit Vorerkrankungen, bei denen das Covid-19-Erkrankungsrisiko höher ist, habe man zwar bereits Erfahrungen aus dem „off-label-Bereich“, also eine Anwendung außerhalb des eigentliche Zulassungsbereichs. Doch dabei handle es sich um kleine Fallzahlen, die noch nicht systematisch analysiert worden seien.

Die meiste Erfahrung komme aus Israel: Israel war das erste Land, das die Booster-Impfung ab 16 Jahren und später auch ab zwölf bis 15 Jahren empfohlen hat. Aus Israel gebe es bisher keine Berichte über schwere Nebenwirkungen, auch nicht zu einer Häufung einer Nebenwirkung wie beispielsweise der Myocarditis, der Herzmuskelentzündung.

Immunsystem reagiert stärker

Das Problem: die dritte Impfung für Zwölf- bis 17-Jährige gilt generell noch als „off-label-Anwendung“ – und: Genaue Daten aus Studien liegen derzeit noch nicht vor. Die Pharmakonzerne selbst prüfen die Wirkung eines Boosters für unter 18-Jährige erst.

Aus bisheriger Erfahrung weiß man, dass das Immunsystem von Kindern in der Regel stärker auf die Impfung reagiert. Bekannt ist außerdem, dass es keinen Hinweis gibt, dass die Immunantwort – sprich die Antikörperspiegel – bei Kindern nach sechs Monaten so schnell sinken wie etwa bei Erwachsenen über fünfzig Jahren. Das könnte bedeuten, dass die dritte Dosis bei Kindern nicht so schnell erfolgen muss wie bei älteren Menschen. Anders verhält es sich bei Kindern, die bereits unter Vorerkrankungen leiden, oder deren Immunsystem unterdrückt wird: hier werde der Booster etwa auch in den USA bereits früher empfohlen.

Faktor Gesundheitsstatus und Omikron

Wesentlich für die Entscheidung sei jedenfalls die Frage, ob das Kind eine chronische Erkrankung hat, oder ob es in der engsten Umgebung Personen gibt, die nicht so gut auf die Impfung ansprechen. Soll man Risikokindern also eher früher die dritte Dosis verabreichen, und bei gesunden Kindern noch eher zuwarten?

„Ich persönlich würde bei einem gesunden Kind die sechs Monate abwarten, eventuell sogar länger“, sagt Kindermediziner Thomas Müller. Wie schnell man nachimpfen soll – diese Frage hänge derzeit aber auch stark von der epidemiologischen Entwicklung ab – und davon, welche Daten zum Booster für Kinder aus Israel und aus den USA in den nächsten Wochen bekannt werden. In jedem Fall sollte man diese Frage individuell abklären, und mit dem jeweiligen Kinderarzt, der Kinderärztin besprechen.