Künstlerische Illustration des Webb-Teleskops
Northrop Grumman/NASA
Northrop Grumman/NASA
Raumfahrt

Der Austro-Anteil am „James-Webb“-Teleskop

Am 25. Dezember soll das „James Webb Space Telescope“ an Bord einer Ariane-5-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana abheben – und rund vier Wochen später seinen geplanten Standort im All erreichen. Fachleute aus Österreich und eine Wiener Weltraumfirma sind am „Hubble“-Nachfolger beteiligt.

Mit dem „James Webb Space Telescope“ (JWST) wollen Forscherinnen und Forscher mehr über die Ursprünge des Universums erfahren. Sie hoffen auf einen Blick zurück in das Weltall kurz nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren. Das Herzstück des Geräts ist der Spiegel mit einem Durchmesser von 6,5 Metern. Damit ist das JWST das größte Spiegelteleskop im Weltraum.

Kamera und Spektrograph

Gemessen wird dann mit einer Vielzahl an Instrumenten wie Kameras und Spektrographen. Beides in einem ist das „Mid Infrared Instrument“ (MIRI), an dessen Entwicklung auch der Astrophysiker Manuel Güdel von der Universität Wien seit 2003 federführend beteiligt war. Dabei handelt es sich auch um eine Art virtuelles Labor im All, mit dem Wärmestrahlung von Gas und mikroskopisch kleinem Staub detektiert werden kann. Aus den Daten lassen sich Rückschlüsse auf im All befindliche Moleküle ziehen und die Zusammensetzung von feinem Staub im Universum untersuchen.

Einerseits werde man „umfassende Spektren von Planetenatmosphären aufnehmen, die in dieser Qualität noch nie aufgezeichnet worden sind“, so Güdel. Letztlich lassen sich dann besonders genaue Informationen über die Zusammensetzung von Atmosphären von Planeten gewinnen. Man erhofft sich davon neue Aufschlüsse darüber, wie die Bedingungen auf Planeten außerhalb unseres Sonnensystems (Exoplaneten) sei könnten.

Animation des Teleskops

„Mit umfangreichen Modellrechnungen kann man diese Spektren weiter modellieren und so auch andere physikalische Eigenschaften der Atmosphären bestimmen. Damit trägt Webb in zuvor nicht möglicher Tiefe zur Charakterisierung von Exoplaneten bei. Unser Ziel wird es sein, besser zu verstehen, wie es im Universum überhaupt zu lebensfreundlichen Planeten wie der Erde kommen kann“, erklärte der Wiener Astrophysiker.

Entstehung von Planeten besser verstehen

Dafür blicken die Forscherinnen und Forscher mit MIRI sozusagen in die Kinderstube von Planetensystemen, die protoplanetaren Scheiben. Diese Gasscheiben haben die Größe eines ganzen Sonnensystems und umkreisen einen Stern. Aus dieser kosmischen Materialansammlung werden Planeten gebildet. Am Ende eines solchen Prozesses kann ein System wie das unsere entstehen. „Mit entsprechenden Modellen kann man den Aufbau von diesen Scheiben und dadurch ihre Rolle in der Planetenentstehung erforschen“, so Güdel. Derart detailliert in alle Phasen der Planetenentstehung, wie es MIRI verheißt, habe man jedenfalls noch nie blicken können.

MIRI wird von Forschern überprüft
NASA/Chris Gunn
MIRI wird von Forschern überprüft

“Superauge“ blickt tief ins All

Aber auch am Herzstück des neuen Observatoriums waren österreichische Experten beteiligt: So lieferte die Wiener Weltraumfirma RUAG Space zwei hochpräzise Mechanismen für das „Superauge“ namens „NIRSpec“ (Near Infrared Spectrograph), eines der drei Hauptinstrumente des Teleskops. Dieses kann bis zu 100 Himmelskörper wie Galaxien oder Sterne gleichzeitig erfassen. Es kann noch tiefer ins All schauen und Bilder von weit entfernten Himmelskörpern liefern als „Hubble“. Das Instrument hat eine Masse von rund 200 Kilogramm und wird im Weltraum bei einer Temperatur von minus 238 Grad Celsius arbeiten.

Die Wiener Firma lieferte Geräte, die die präzise Halterung und Drehung eines Filterrades und eines Gitterrades des „Auges“ ermöglichen. „Das Kugellager des Mechanismus ist das präziseste in ganz Europa“, so RUAG Space Austria-Geschäftsführer Andreas Buhl.

Während der Endfertigung des Teleskops auf der Erde war ebenfalls rot-weiß-rote Technik im Einsatz: Die Dreh-Kippvorrichtung, um das Weltraumobservatorium drehen und kippen zu können, stammt ebenfalls vom Wiener Unternehmen, das auch die Thermalisolation für die große Kommunikationsantenne des Teleskops geliefert hat.