Christbäume zum Verkaufen
dpa-Zentralbild/Britta Pedersen
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Rindenlaus

Unerwünschter Besuch auf dem Christbaum

Ein festlich geschmückter Christbaum ist für viele ein absolutes Muss an den Feiertagen. Mit dem Nadelholz wird hin und wieder auch unerwünschter tierischer Besuch ins Wohnzimmer gebracht, zum Beispiel die Rindenlaus. Laut Baumexperten ist das aber kein Grund zur Panik.

Eigentlich kommt sie aus dem nord- und zentralamerikanischen Raum, seit einigen Jahren ist sie aber auch auf Nadelbäumen in Österreich zu finden – die sogenannte Coloradotannen-Rindenlaus. Der Waldschutzexperte Bernhard Perny vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) erklärt gegenüber dem ORF: „Die Coloradotannen-Rindenlaus hat die Angewohnheit an den Trieben von Nadelhölzern zu sitzen und daran zu saugen.“

Ihr bevorzugter Lebensraum ist, wie der Name der Laus verrät, die Coloradotanne. Doch auch auf bei uns verbreiteteren Bäumen, wie etwa der Nordmanntanne, kann sich das Tier niederlassen und sich dort in großen Kolonien aufhalten. Besonders auffällig an der matten, grauschwarzen Laus sind ihre langen, rotbraun gefärbten Beine.

Erstfund auf Tiroler Christbaum

Im Jahr 1999 wurde die Coloradotannen-Rindenlaus erstmals in Europa nachgewiesen, 2004 wurde sie in Norddeutschland entdeckt. In Österreich dauerte etwas länger – hier wurde die wahrscheinlich eingeschleppte Laus erstmals im Jahr 2014 gesichtet.

Cinara curvipes Coloradotannen-Rindenlaus, Laus (Adult) – Bild von Erstauftreten
BFW/Perny

Eine Kolonie der Läuse wurde damals auf einem Christbaum in die Räumlichkeiten einer Familie aus Tirol gebracht. Nachdem der Baum immer trockener wurde, verließen ihn die Tiere in Scharen und begaben sich auf Nahrungssuche. Wegen ihrer langen Beine wurden die Tiere damals von der Familie für Spinnen gehalten.

“Risiko ist sehr gering“

Perny gibt jedoch Entwarnung – mit Läusen befallene Christbäume seien nämlich sehr selten. Er erklärt: „Grundsätzlich kann es natürlich vorkommen, dass man sich mit dem Baum auch ein paar Tiere ins Haus holt, weil natürlich auch heimische Läuse mitunter auf diesen Bäumen vorkommen. Das Risiko, eine ganze Rindenlaus-Kolonie ins Wohnzimmer zu holen, würde ich aber als sehr gering einschätzen." Obwohl die Laus bereits mindestens seit 2014 in Österreich ist, halten sich die Sichtungen bei uns noch sehr in Grenzen, so Perny.

 Läuse an Tannentrieb, Bild von Erstauftreten an Coloradotanne
BFW/Perny
Läuse an Tannentrieb

Wenn aber doch Coloradotannen-Rindenläuse im Wohnzimmer auftauchen, bestehe kein Grund zur Panik. Der Waldschutzexperte stellt klar: „Die Läuse sind völlig ungefährlich für uns Menschen. Sie beißen nicht, stinken nicht, noch machen sie sonst etwas, was gefährlich sein könnte.“ Dass der Schreck groß ist, wenn plötzlich hunderte kleine Krabbler im Wohnzimmer auftauchen, verstehe Perny natürlich – der Griff zu radikalen Mitteln, wie etwa Insektiziden, sei jedoch nicht nötig. „Wenn man merkt, dass vom Christbaum sozusagen Läuse-Prozessionen abgehen, ist es am einfachsten, die Tiere einfach mit Schaufel und Besen aufzukehren und in der Natur freizulassen.“

Tiere können gut überwintern

Wie stark sich die Laus in den kommenden Jahren in Österreich ausbreiten wird, könne Perny derzeit nur schwer abschätzen. Das Potential zur Massenvermehrung wäre auf jeden Fall gegeben. „Die Colorado-Tannenrindenlaus kann sich grundsätzlich stärker als andere Arten der gleichen Gattung vermehren. Sowohl die Eier der Tiere als auch ausgewachsene Exemplare können nämlich milde Winter überstehen. Im Frühjahr können sie sich dann stark vermehren“, erklärt Perny.

Dass sich die Laus in den letzten Jahren weder in Österreich noch in anderen europäischen Ländern so stark ausgebreitet hat, dass sie andere Arten verdrängt, sieht Perny als positives Zeichen. Die Prognose des Fortwirts: „Es wird vielleicht so wie bei anderen Arten, wie etwa der Kiefernrindenwanze, die da und dort in Massen auftritt, wo sie dann auch auffällt. Grundsätzlich glaube ich aber, dass die Coloradotannen-Rindenlaus für unser Ökosystem keine große Belastung sein wird.“ Bleibt also zu hoffen, dass die anstehenden Festtage ohne Läuse unter dem Christbaum über die Bühne gehen.