Bioprodukte im Supermarkt
APA/dpa/Daniel Karmann
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Entscheidungshilfe

Ökolabel soll Einkauf umweltfreundlicher machen

Was im Einkaufswagen landet hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sondern auch auf die Umwelt. Ein farbiger Hinweis auf Lebensmitteln könnte Konsumenten künftig dabei helfen, umweltfreundlichere Kaufentscheidungen zu treffen. Die Idee zum „Ökolabel“ kommt aus Österreich.

Die Weihnachtsfeiertage sind eine Zeit der Ruhe, der Familie, aber auch des Konsums und des vielen Essens. „Die meisten Leute wissen aber nur wenig über die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln und sind im Supermarkt nicht in der Lage zu beurteilen, ob Produkt A oder Produkt B die nachhaltigere Alternative wäre“, erklärt Lambert Neumayr gegenüber dem ORF. Der Wirtschaftswissenschaftler erforscht das Verhalten von Konsumenten beim Lebensmitteleinkauf bereits seit mehreren Jahren.

Laut Neumayer, der selbst Betreiber eines Naturkostladens in Vorarlberg ist, gibt es drei Bereiche, mit denen Privatpersonen die Umwelt am ehesten schädigen: „Das ist einmal die Mobilität – also wie bewege ich mich fort? Das ist der Bereich Wohnen – wie groß ist meine Wohnung und wie heize ich? Und das ist der Konsum, bei dem vor allem der Lebensmitteleinkauf aufgrund seiner Häufigkeit ein Problem für die Umwelt werden kann.“

Ampelfarben für leichtere Kaufentscheidung

Das Interesse der Bevölkerung, gesündere und umweltfreundlichere Lebensmittel zu kaufen, sei in den letzten Jahren gestiegen, so Neumayr, der aber ergänzt: „Leider liegt der Anteil von Biolebensmitteln auf dem österreichischen Markt immer noch erst bei rund zehn Prozent.“ Dabei stellt er klar: „Das Monatsgehalt spielt mehreren Studien zufolge nur eine kleine Rolle, wenn es darum geht, ob eine Person eher zu Biolebensmittel greift oder nicht.“ Ein größeres Problem sei die Unwissenheit vieler. Neumayer wurde daher selbst aktiv: „Ich wollte einen einfachen Weg finden, wie wir die Kaufentscheidung von Konsumenten doch eher zur Biogurke aus Österreich lenken können als zur konventionellen Gurke aus dem Ausland.“

Verschiedene Darstellungen eines Ökolabels
Lambert Neumayr, Christoph Moosauer, Journal of Cleaner Production
Verschiedene Darstellungen eines Ökolabels

Entstanden ist ein Hinweis in Ampelfarben, der auf Lebensmittelverpackungen angebracht werden könnte. „Dieses Ökolabel hat fünf Stufen, von dunkelgrün bis dunkelrot, und gibt an, wie umweltfreundlich ein Produkt ist“, erklärt Neumayr. Doch nicht nur, ob ein Produkt Bioqualität hat oder nicht wird in das Öko-Label eingebunden, sondern auch andere Faktoren wie der Anreiseweg, wie viel Energie in die Produktion geflossen ist und vieles mehr. Neumayr stellt klar: „In den meisten Fällen ist es so, dass die Biolebensmittel die umweltfreundlichere Variante sind, aber nicht immer. Wenn der Anreiseweg extrem lang ist, könnte zum Beispiel eine konventionelle Gurke aus Österreich besser eingestuft werden als eine Biogurke aus einem anderen Land.“

Je einfacher, desto besser

Wie das Ökolabel aussehen sollte, um die beste Wirkung auf Konsumentinnen und Konsumenten zu haben, überprüfte Neumayer in mehreren Online-Umfragen. Fünf Varianten standen zur Auswahl. Dabei konnte der Forscher feststellen, dass jenes Label am besten wirkte, auf dem am wenigsten Informationen abgedruckt waren. „Beim Lebensmitteleinkauf werden wir sowieso schon mit Informationen und Eindrücken überladen. Je einfacher ersichtlich ist, ob ein Lebensmittel gut oder schlecht für die Umwelt ist, desto besser“, so Neumayr.

In einem weiteren Online-Experiment, an dem rund 400 Personen teilnahmen, mussten die Teilnehmer mehrere Einkaufsentscheidungen treffen. Sie wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Der einzige Unterschied: Eine Gruppe sah das Ökolabel, ohne dass explizit darauf hingewiesen wurde, während die andere Gruppe kein solches Label auf den Lebensmitteln vorfand. Dabei konnte Neumayr feststellen, dass die Teilnehmer, die das Öko-Label gesehen hatten, häufiger die umweltfreundlicheren Produkte oder Bioprodukte wählten und seltener zu den umweltschädlicheren Alternativen griffen.

Viele offene Frage

Marktreif ist das Ökolabel noch nicht, zahlreiche Fragen müssten erst noch geklärt werden, so Neumayr. Zum Beispiel, wer letztendlich entscheiden darf, welche Farbe einzelnen Lebensmitteln zugewiesen wird oder wer kontrollieren soll, wie umweltfreundlich Betriebe tatsächlich produzieren. Auch die Einstufung einzelner Lebensmittel bereitet zum Teil noch Probleme, wie der österreichische Forscher erklärt: „Unklar ist zum Beispiel noch, wie wir mit Rindfleischprodukten verfahren sollen. Alleine schon in der Produktion gibt es in diesem Bereich viel mehr Emissionen als beim Anbau von Gemüse. Es muss also noch geklärt werden, ob Rindfleischprodukte generell nie die beste Stufe am Ökolabel erreichen können oder ob hier zwischen verschiedenen Lebensmittelgruppen unterschieden werden muss.“

Es dauere also noch einige Zeit, bis das Ökolabel tatsächlich zur Anwendung kommt. Neumayr würde sich aber wünschen, den Hinweis irgendwann auf allen Lebensmitteln in Österreich oder sogar in ganz Europa vorfinden zu können. Die Vorteile lägen auf der Hand: „Es ist aus unseren Umfragen heraus offensichtlich, dass das Ökolabel etwas bringen würde. Es würde sich auch nicht auf die Preisgestaltung auswirken, was natürlich ein großer Faktor vor allem für die Produzenten ist und es würde auch nicht die Freiheit des Einzelnen in seiner Kaufentscheidung beschränken – der Griff zu weniger umweltfreundlicheren Produkten ist nämlich auch mit dem Ökolabel immer noch möglich.“