Frau trägt Tannenbaum
APA/dpa/Felix KŠstle
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Verwertung

Der Christbaum als Geschmackserlebnis

Statt den Christbaum kurz nach den Feiertagen zu entsorgen, könnte man den Baum oder zumindest Teile davon auch einfach essen, meint ein Baumgourmet: Tanne schmecke ein wenig nach Orange, Kiefer eher nach Zitrone.

Frisch, grün, leicht nach Zitrus und etwas harzig, so würden Bäume schmecken, berichtet der Waldökologe und gelernte Tischler Artur Cisar-Erlach. Er beschäftigt sich schon länger mit dem Geschmack von Holz und hat seine kulinarischen Erlebnisse als Buch veröffentlicht. Bis auf die Eibe, die giftig ist, seien alle Nadelbäume genießbar und würden sehr spannend schmecken. „Die Tanne beispielsweise schmeckt für mich ein wenig nach Orange. Kiefer ist ein bisschen mehr zitronig. Douglasie ist Grapefruit und Fichte ist geschmacklich irgendwie dazwischen.“

Zu Beginn Tee trinken

Wer sich an den Geschmack des eigenen Christbaums wagen möchte, sollte das nur bei einem unbehandelten Baum tun; also nur von einem Baum naschen, der weder mit Kunstdünger noch mit Pestiziden behandelt wurde. „Wenn diese Voraussetzung gegeben ist, dann würde ich einfach mal mit den Nadeln anfangen“, meint der Lebensmittelkommunikationsexperte. „Ein Ästchen mit mehreren Nadeln runternehmen, mit heißem Wasser aufgießen, ein bisschen stehen lassen und man kann eigentlich schon erste Geschmackseindrücke vom Baum sammeln.“

Ein Pesto aus Tannennadeln

Sein kulinarischer Lieblingsbaum sei die Kiefer, erzählt Cisar-Erlach. Ein Baum, der in Nordamerika auch gerne als Weihnachtsbaum verwendet werde und der sich gut kulinarisch aufbereiten ließe. Etwa in Form eines Nadelpestos, für das man aber ebenso Tannennadeln verwenden könnte. Dafür einfach die Nadeln mit Walnüssen, Parmesan, Olivenöl, Salz und etwas Wasser pürieren. „Das ergibt ein wunderbares Pesto, das man für Pasta, als Brotaufstrich oder auch als Beigabe zu gegrilltem Fleisch oder Gemüse essen kann.“

Anfangs würde das Pesto sehr intensiv schmecken, mit der Zeit, wenn sich die ätherischen Öle verflüchtigen, werde es milder, erzählt der Baumgourmet. Gleiches gilt für den Baum selbst. Je trockener die Nadeln, desto weniger intensiv schmecken sie. Weshalb man getrocknete Nadeln eher im Kräutersalz verwenden sollte.

Bäume als fixer Bestandteil des Lebensmittelsystems

Artur Cisar-Erlach hat vergangenes Jahr aus seinem Christbaum Kekse gebacken. Die getrocknete Rinde kam fein gemahlen in den Mürbteig; die Nadeln in die Creme. „Das hat dann auch ganz toll ausgeschaut; außen diese dunklen Kekse und innen drinnen diese giftgrüne Füllung.“ Man müsse den Baum als Lebensmittel wiederentdecken, ist der Buchautor überzeugt. Ein Unternehmen in Frankreich würde beispielsweise in ihren vegetarischen Burger Patties Holzabfällen verarbeiten und damit Ressourcen nutzen, die bisher als Abfall galten.

Auch geschmacklich gebe es noch viel zu entdecken. Derzeit werde der Großteil der Holzfässer aus Eichenholz gefertigt. Es gebe jedoch noch viele andere Baumarten, die man verwenden könnte, um dem Wein oder Whiskey spannende, neue Geschmäcker zu geben, meint Cisar-Erlach. „Roterle schmeckt nach Himbeere und Eukalyptusholz hat eine Karamell-Salz-Note.“