Frau liegt mit offenen Augen im Bett
Getty Images/EyeEm/Dmitry Marchenko
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Psyche

Was gegen den „Neujahrsblues“ hilft

Mit dem Jahreswechsel kommt für viele Menschen erst einmal auch ein Stimmungstief. Das zeigt sich bei Beratungsstellen, hier ist zu Jahresbeginn deutlich mehr los als sonst. Der medizinische Leiter der Psychosozialen Dienste in Wien erklärt, wie man besser durch schwierige Phasen kommt.

Antriebslosigkeit, Melancholie, innere Leere bis hin zu depressiven Verstimmungen treten nach den Feier- und Ferientagen besonders häufig auf. Bei den Psychosozialen Diensten in Wien melden sich zu Jahresbeginn jedenfalls deutlich mehr Menschen mit psychischen Problemen als sonst. Etwa zehn bis 15 Prozent mehr Anrufe und Besuche gebe es um diese Zeit, meint Georg Psota, Leiter der Psychosozialen Dienste in Wien.

Belastungsprobe für die Beziehung

Es seien vor allem Beziehungsprobleme, die nach Weihnachten und Silvester zu psychischen Problemen führen. Die Psychosozialen Dienste in Wien seien aber eigentlich keine Beratungsstellen für Beziehungsprobleme, sondern Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Krankheiten wie Schizophrenie, Depressionen und Suizidgedanken.

Allerdings können Beziehungskonflikte Auslöser sein für ernsthafte psychische Probleme wie Schlafstörungen, Depressionen, langandauerndes Unglücklich- oder Verzweifeltsein. „Außerdem gibt es jede Menge Konflikte, die gerade in dieser Zeit durch Substanzen, vor allem durch Alkohol, getriggert werden“, so Georg Psota.

Kein Neujahrsblues, sondern Winterblues

Zwar ergeben sich gerade durch das familiäre Zusammensein während der Weihnachtszeit mehr Beziehungsprobleme, doch die depressive Verstimmung nach Silvester werde dem Namen „Neujahrsblues“ eigentlich nicht gerecht, meint Psota. Das neue Jahr sei vielmehr ein positiver Anreiz für viele Menschen, schon das Wort „neu“ gebe vielen Menschen Hoffnung auf positive Veränderung sowie Antrieb und Neugier auf das Kommende.

Doch dazu würden die frühe Dunkelheit und die grauen, kalten Tage kommen, an denen sich viele nicht zu Sport oder Bewegung an der frischen Luft aufraffen können. Im gesamten Januar und Februar verzeichnen die Psychosozialen Dienste in Wien mehr Zulauf. Lägen diese beiden Monate in der Mitte des Jahres, hätten wir eben einen „Mittjahresblues“, ist er überzeugt.

Wann man Hilfe braucht

Unbedingt Hilfe suchen sollte sich, wer mehr als zwei Wochen depressive Symptome zeigt, dazu gehören auch Schlafstörungen. „Wenn Sie 20 Tage hintereinander um drei in der Früh wach und nur mehr von unangenehmen Gedanken bedrängt sind, dann ist das mit Sicherheit der Punkt, wo es höchst angebracht ist, sich Hilfe zu holen“, so Georg Psota.

Weitere Symptome für eine Depression seien etwa gravierende Interessensverluste, Antriebslosigkeit, eine gedrückte Stimmung, Appetitstörungen, Schuldgefühle bis hin zu großen Selbstzweifeln oder Suizidgedanken.

Sinnvolle Selbsthilfe

Gesunde Ernährung, mehr Bewegung und Gespräche mit Freunden sind die Basis für eine gesunde Psyche, meint Georg Psota. Ganz wichtig sei aber auch das Strukturhalten, also nicht die Nacht damit zu verbringen, Serien zu schauen, dann erst mittags aufzustehen und in den Tag hineinzuleben. Wer anfällig für Stimmungsschwankungen sei, sollte auch an den freien Tagen einen festen Rhythmus beim Schlafengehen und bei den Mahlzeiten einhalten.