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Wirtschaft

Ressourcenverbrauch seit 1970 vervierfacht

Der weltweite Ressourcenverbrauch hat sich seit 1970 laut einer neuen Studie in etwa vervierfacht. Obwohl sich die Entwicklung seit dem Jahr 2014 etwas einbremste, sei mit keiner Abnahme des weltweiten Rohstoffhungers in den nächsten Jahrzehnten zu rechnen.

In Österreich hat sich der Material-Fußabdruck demnach im Vergleich von 1990 zu 2015 um rund 52 Prozent erhöht, so das Ergebnis einer kürzlich im Fachblatt „Nature Sustainability“ erschienenen Studie mit österreichischer Beteiligung.

Als Koordinator der weitreichenden Forschungsgruppe fungierte der an der australischen „Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation“ (CSIRO) tätige österreichische Wissenschaftler Heinz Schandl. Mit an Bord war u.a. auch Stefan Lutter von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Entstanden ist im Rahmen des Projekts ein Online-Tool, in dem von allen Ländern berichtete Informationen zum Rohstoffverbrauch und zum Material-Fußabdruck abrufbar sind.

Bisher kein internationales Meldesystem

Der Fußabdruck eines Landes umfasst all jene Rohstoffe – also landwirtschaftliche Produkte, fossile Brennstoffe, metallische Erze oder nicht-metallische Minerale -, die ein Staat konsumiert. Mit berücksichtigt wird dabei auch, woher eine Ressource kommt. Wenn also ein Auto in Japan gefertigt wird, dann aber nach Australien exportiert wird, ist es im australischen Fußabdruck enthalten, heißt es in einer Aussendung der CSIRO und der University of Sydney. Leider gebe es bis dato kein international etabliertes System, in dem Daten zum Material-Fußabdruck eingemeldet werden.

Allerdings gibt es diverse politische Bekenntnisse dazu, künftig den Rohstoffverbrauch möglichst zu verringern. So wird in der EU zuletzt verstärkt in Richtung Kreislaufwirtschaft gedacht, in der es darum geht, Rohstoffe möglichst lange und in verschiedenen Produkten immer wieder zu verwenden. Das würde die Wirtschaft weniger von immer neu abgebauten oder importierten Materialien abhängig machen und brächte mehr Nachhaltigkeit.

Wichtig für Klimaschutz

„Das Ausmaß unseres Material-Fußabdrucks hat Auswirkungen auf Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise, auf die Biodiversität sowie das Anfallen von Müll und auf die Umweltverschmutzung“, so Schandl. Der Forscher betont, dass es Klimaneutralität nur geben kann, wenn etwa im Bau- oder Transportwesen Materialien eingespart werden, die mit hohen CO2-Emissionen einher gehen. Letztlich geht es darum, einen Zustand zu erreichen, in dem der Wohlstand in einer Gesellschaft und die wirtschaftliche Entwicklung nicht mehr so stark von immer neuen Rohstoffen befeuert werden. Inwieweit es Länder schaffen, diese Aspekte zu entkoppeln, ist im Online-Tool der Fachleute ersichtlich.

Die Vervielfachung des Ressourcenverbrauchs seit den 1970er Jahren bis ins Jahr 2019 ist weltweit gesehen vor allem auf die sich wirtschaftlich rasant entwickelnden Länder in der asiatisch-pazifischen Region zurückzuführen, schreiben die Forscher in der Arbeit. In vielen Ländern im mittleren Einkommenssegment schließe der Ressourcenverbrauch rasch zu dem Niveau der klassischen Industrieländer auf. Ein wichtiger Treiber sind große Infrastrukturprojekte.

Reichste Länder mit höchstem Abdruck

Wenig überraschend haben Länder mit hohen Pro-Kopf-Einkommen auch die höchsten Fußabdrücke. Dies sind etwa die USA, Großbritannien oder Australien. Letzteres Land hat seinen Material-Fußabdruck von 1990 bis 2015 um mehr als 73 Prozent erhöht, wie der Analyse online zu entnehmen ist. In China ging der Wert um satte knapp 434 Prozent hinauf. In Deutschland betrug die Steigerung im Vergleich 1990 zu 2015 hingegen nur knapp zwölf Prozent.

Im Vergleich der Länder-Fußabdrücke mit dem jeweiligen Bruttoinlandsprodukt zeige sich bei einigen Ländern eine relative Entkoppelung der Wirtschaftsentwicklung vom Ressourcenverbrauch. Nicht so zum Beispiel in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit einem 2015 fast siebenfach erhöhten Fußabdruck im Vergleich zu 1990. Ausgehend von den aktuellen Trends stehen die Zeichen insgesamt nicht darauf, dass es zu einer echten Entkoppelung der beiden Faktoren in den kommenden Jahrzehnten kommt, so die Wissenschaftler.