Auch milder Covid-19-Verlauf kann Organe schädigen

Selbst der milde Verlauf einer Covid-19-Erkrankung kann mittelfristig die Organe schädigen. Das zeigt die bisher weltgrößte diesbezügliche Studie, die die Funktion von Herz, Lunge, Nieren und anderer Organe zehn Monate nach einer Infektion untersucht hat.

Im Rahmen der über viele Jahre geplanten Hamburg City Health Study wurden für die aktuelle Studie 443 Personen nach einer SARS-CoV-2 Infektion mit nur leichteren Symptomen umfassend untersucht und ihre Daten mit denen von rund 1.300 nicht infizierten Personen verglichen. Die Ergebnisse wurde soeben im „European Heart Journal“ (sobald online) der europäischen Kardiologengesellschaft veröffentlicht.

Lungen- und Herzfunktion geschwächt

Im Direktvergleich zur „Normalbevölkerung“ fanden sich bei den Probanden nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion Anzeichen von mittelfristigen Organschädigungen. Im Lungenfunktionstest wurde bei ihnen ein um etwa drei Prozent reduziertes Lungenvolumen sowie ein leicht erhöhter Atemwegswiderstand festgestellt.

Die Herzuntersuchungen ergaben eine durchschnittliche Abnahme der Pumpkraft des Organs um ein bis zwei Prozent sowie eine 41-prozentige Erhöhung eines Markerproteins im Blut, welches Auskunft über die Belastung des Herzens gibt.

Häufigere Anzeichen von Beinvenenthrombose

Ein zentrales Ergebnis der Analyse: Durch die Ultraschalluntersuchung der Beine konnten zwei- bis dreifach häufiger Zeichen einer überstandenen Beinvenenthrombose nachgewiesen werden. Ebenso wurde bei den Probanden nach SARS-CoV-2-Infektion eine Abnahme der Nierenfunktion um etwa zwei Prozent festgestellt.

Die Untersuchung von Struktur und Leistungsfähigkeit des Gehirns nach einer SARS-CoV-2-Infektion ergab, ebenso wie die erfragte Lebensqualität, keine Verschlechterung im Vergleich mit der Kontrollgruppe.

„Die Erkenntnis, dass selbst ein milder Krankheitsverlauf mittelfristig zur Schädigung diverser Organe führen kann, hat höchste Bedeutsamkeit gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Omikron-Variante, die mehrheitlich mit milderen Symptomen einher zu gehen scheint", sagte Raphael Twerenbold, Kardiologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und einer der Studienautoren.

Riesige Gesundheitsstudie

Die Hamburg City Health Study ist laut UKE die größte lokale Gesundheitsstudie der Welt. Insgesamt sollen 45.000 Hamburgerinnen und Hamburger im Alter zwischen 45 und 74 Jahren über einen langen Zeitraum hinweg untersucht werden, um die Risikofaktoren für häufige Erkrankungen wie Herzinfarkt, Vorhofflimmern, Schlaganfall, Demenz oder Herzinsuffizienz zu identifizieren.

Ziel der 30 beteiligten UKE-Kliniken und -Institute ist es, individualisierte Behandlungsmöglichkeiten und eine gezielte Prävention zu entwickeln. Inzwischen sind rund 16.000 Personen untersucht worden.