EIn Euro-Zeichen mit den Europasternen rund herum
dpa/Boris Roessler
dpa/Boris Roessler
Förderpreis

Sechs hochdotierte ERC-Starting Grants

Sechs in Österreich tätige Forscherinnen und Forscher erhalten einen hochdotierten „Starting Grant“ des Europäischen Forschungsrats (ERC). Insgesamt werden in dieser Antragsrunde 397 fünfjährige Grundlagenforschungsprojekte mit jeweils rund 1,5 Mio. Euro gefördert.

In Summe schüttet der ERC 619 Millionen Euro in der aktuellen Vergaberunde aus. Der Frauenanteil unter den Preisträgern beträgt 43 Prozent. Die meisten „Starting Grants“ gehen an Forscherinnen und Forscher in Deutschland (72), Frankreich (53), Großbritannien (46) und den Niederlanden (44). Insgesamt gingen über 4.000 Einreichungen beim ERC ein.

Mittelalter und Quantenphysik

Zwei der hierzulande mit der hohen Förderung bedachten Auszeichnungen gehen an die Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Michaela Wiesinger vom Institut für Mittelalterforschung wird sich im Rahmen ihres Projekts mit dem Übergang zwischen Mittelalter und früher Neuzeit beschäftigen. Sie wird basierend auf sprach- und kulturhistorischen Ansätzen und unter Zuhilfenahme digitaler Methoden die sprachliche Entwicklung und Verbreitung der Arithmetik im deutschsprachigen Raum zwischen den Jahren 1400 und 1522 analysieren.

Der am ÖAW-Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) Innsbruck und am Institut für Theoretische Physik der Universität Innsbruck tätige Quantenphysiker Hannes Pichler wird in den kommenden fünf Jahren seine Arbeit im Bereich der Quanten-Vielteilchenphysik und Quanteninformationsverarbeitung vorantreiben. Dabei fokussiert der gebürtige Südtiroler u.a. auf in optischen Pinzetten festgehaltene Atome, die mit Lasern in hochangeregte Zustände – sogenannte Rydbergzustände – überführt werden können. Wie sich die Eigenschaften solcher Atome für die Quanteninformationsverarbeitung oder für Quantenalgorithmen nutzen lassen, möchte Pichler weiter erforschen.

Musik und Altsteinzeit

Ebenfalls zwei ERC-Grants gehen an die Universität Wien. Marie Louise Herzfeld-Schild und Mareike Stahlschmidt sind aktuell zwar noch nicht vorrangig an der Uni Wien tätig, werden ihr Projekt allerdings dort durchführen, wie die Uni der APA erklärte. Herzfeld-Schilds Arbeit wird sich um „Musik und Emotionen während Pandemien“ im Zeitraum zwischen 1679 und 1919 drehen. Mittels neuer Analysemethoden für uralte genetische Information möchte Stahlschmidt die Bevölkerungsveränderungen in der Altsteinzeit im Rahmen ihres Forschungsvorhabens nachzeichnen.

Darmkrankheiten und tierische Bewegung

Ein „Starting Grant“ geht auch an Timon Adolph von der Medizinischen Universität Innsbruck. Der 36-jährige Gastroenterologe will mit dem Förderpreis seine in Tiermodellen gefundenen Erkenntnisse zu entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa auf den Menschen ausweiten. „Wir wollen zeigen, wie langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren die Entstehung einer Darmentzündung und den Krankheitsverlauf bei Morbus Crohn PatientInnen beeinflussen, um schließlich neue therapeutische Strategien für die Behandlung dieser komplexen Krankheit entwickeln zu können“, so der Forscher in einer Aussendung.

Am Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ) geht Lora Sweeney etwa der Frage nach, warum Frösche hüpfen können, nicht aber in einem Rad laufen, wie dies Mäuse oder Hamster tun. Die Wissenschafterin und ihr Team vergleicht im Rahmen ihres Projekts unter dem Titel „swim2limb“ die Zellen im Rückenmark und deren Verbindungen mit dem Bewegungsverhalten von Tieren. Davon erhofft sich Sweeney Aufschlüsse darüber, wie das Rückenmark funktioniert, und wie Entwicklungsstörungen des Nervensystems geheilt werden könnten.