CT-Scan

Österreichischer Saurier war träge und schwerhörig

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in einem Bergwerk bei Muthmannsdorf (NÖ) Überreste eines rund 80 Mio. Jahre alten Dinosauriers entdeckt. Der CT-Scan eines Schädelteils zeigt nun: Struthiosaurus austriacus war wohl ein recht behäbiger und schlecht hörender Einzelgänger.

1859 untersuchten die Geologen Ferdinand Stolicka und Eduard Suess ein Kohlebergwerk bei Muthmannsdorf am Fuße der Hohen Wand und stießen dabei auf Fossilien. In Grabungen wurden in den folgenden Jahren mehrere Überreste von Dinosauriern gefunden, darunter auch Fossilien von drei Individuen, die als Struthiosaurus austriacus beschrieben wurden.

Die Ankylosaurier waren bis zu acht Meter große, pflanzenfressende Tiere, die mit großen Knochenplatten gepanzert waren und in zwei Untergruppen eingeteilt werden. Eine davon, die Ankylosauriden, besaßen eine Keule am Schwanzende, mit der sie sich verteidigen konnten. Die andere Untergruppe, die Nodosauriden, zu der auch Struthiosaurus austriacus gehört, verfügte dagegen in der Regel über lange Stacheln im Hals- und Schulterbereich zur passiven Verteidigung.

Digitale Rekonstruktion

Um mehr über die Lebensweise dieser Tiere herauszufinden, untersuchten Cathrin Pfaff, Leiterin der Micro-CT Facility am Institut für Paläontologie der Universität Wien, und Marco Schade von der Universität Greifswald für die nun im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlichte Arbeit einen rund fünf Zentimeter großen Teil des Schädels des „österreichischen“ Dinos mit einem hochauflösenden Computertomographen (CT). Es handelt sich dabei um den hintersten Teil des Schädels, der insgesamt vielleicht 20 bis 30 Zentimeter lang war, erklärte Schade gegenüber der APA.

Lebendrekonstruktion des Dinosauriers Struthiosaurus austriacus aus der späten Kreidezeit Österreichs
Fabrizio De Rossi

Mithilfe dieser Daten konnten die Forscher den Hohlraum des Hirnschädels wieder füllen „und so die Form des Gehirns und des Innenohrs digital rekonstruieren“. Das wiederum erlaubte Rückschlüsse etwa auf die Sinnesorgane, die Schädelhaltung und die Lebensweise.

Schlechtes Gehör

So fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die bisher kürzeste jemals bei Dinosauriern festgestellte Gehörschnecke im Innenohr. Anhand dessen gehen sie davon aus, dass Struthiosaurus austriacus schlecht hörte. Deshalb schließen sie auch darauf, dass es sich eher um Einzelgänger gehandelt haben muss. „Tiere produzieren in der Regel Frequenzen, die sie in der innerartlichen Kommunikation selber auch wahrnehmen können. Wenn sie nun schlecht hören und daher schlecht kommunizieren konnten, steht zur Debatte, ob es sich nicht um Einzelgänger handelte“, so Schade.

Die kommunikativen Fähigkeiten von Struthiosaurus austriacus würden etwa im Bereich von heutigen Schildkröten liegen, die nur ein sehr enges Feld an Frequenzen haben, die sie produzieren und wahrnehmen können. Möglich seien aber auch andere Formen der Kommunikation, etwa über ihre Knochenplatten.

Ebenfalls sehr klein war der Flocculus der Tiere, ein evolutionär alter Teil des Kleinhirns, der bei der Fixierung der Augen bei Bewegungsabläufen des gesamten Körpers eine wichtige Rolle spielt. „Anders als bei seinem nordamerikanischen Verwandten ‚Euoplocephalus‘, der über eine Keule am Schwanz und einen deutlichen Flocculus am Gehirn verfügte, verließ sich Struthiosaurus bei der Selbstverteidigung wohl auf die passive Wirkung seiner Panzerung“, so Schade. All das würde auf einen äußerst behäbigen Lebensstil dieses „österreichischen“ Dinosauriers hindeuten, ohne die Notwendigkeit eines anspruchsvollen Gleichgewichts- und Hörsinns und mit begrenzter sozialer Interaktion.