Klimarat: Informiert über Klimaschutz streiten

Am Wochenende wird erstmals der österreichische Klimarat der Bürgerinnen und Bürger tagen. Beraten wird er von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Deren Aufgabe ist es, die Erkenntnisse und bestehenden Lücken der Klimaforschung zu vermitteln.

Frauen und Männer, ältere und jüngere Personen, Personen, die in der Stadt wohnen und solche, die vom Land kommen: Der erste österreichische Klimarat besteht aus einhundert Personen, die in ihrer Zusammensetzung Österreich repräsentieren und von der Statistik Austria mittels Zufallsverfahren ausgewählt wurden. Es handelt sich um eine sehr vielfältige Gruppe, die auch einen sehr vielfältigen Wissenstand über das Klima und die Auswirkungen der Klimaerwärmung mitbringt.

Informieren, nicht beeinflussen

Damit die Mitglieder des Klimarats informiert über Klimaschutzmaßnahmen diskutieren und Empfehlungen zur Erreichung der Klimaneutralität 2040 ausarbeiten können, wird ihnen ein Gremium aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Seite gestellt. Sie präsentieren die neuesten Erkenntnisse aus der Klimaforschung und stehen für Fragen zur Verfügung.

„Dabei müssen wir aufpassen, dass wir nicht Vorgaben machen, dass wir nicht präjudizieren, dass wir nicht den Leuten sagen: Ihr müsst zu diesem Ergebnis kommen“, sagt der Klimaforscher Georg Kaser, der gemeinsam mit der Umweltökonomin Birgit Bednar-Friedl das Gremium koordiniert. Die Herausforderung sei, klar zu kommunizieren, in welchen Bereichen man gesichertes Wissen habe und wo man auf Prognosen und damit auch auf Wahrscheinlichkeiten zurückgreife. „Und da vertraue ich auch darauf, dass da Leute drinnen sind, die sagen: Halt, das ist etwas, was ihr nicht so genau wisst.“

Herausforderung Klimakommunikation

Klimaforschung zu kommunizieren, darin ist der Glaziologe, der auch regelmäßig für den Weltklimarat IPCC tätig ist, geübt. Man könne statistische physikalische Wahrscheinlichkeiten sehr einfach erklären, ist der Forscher überzeugt. Mit der Analogie des Kochens von Polenta beispielsweise. Erwärmt man den Maisgrieß, weiß man, dass er Blasen werfen wird; auch wenn man nicht genau sagen kann, wo und wann die Blasen entstehen werden. Gleichzeitig dürfe man die Bürgerinnen und Bürger aber auch nicht unterfordern, mahnt Kaser.

Breite Beteiligung

Der Klimarat der Bürgerinnen und Bürger ist eine Forderung des Klimavolksbegehrens, die von der Regierung aufgegriffen und nun im ersten Halbjahr 2022 umgesetzt wird. Inwiefern die Ergebnisse im politischen Prozess berücksichtigt werden, ist noch unklar. Der Klimaforscher würde sich wünschen, dass Politik und Klimarat nach Abschluss der Beratungen in einen Austausch treten. In einen Austausch darüber, warum man manche Empfehlungen aufgreift und andere eventuell nicht umsetzt. „Dass man im Diskurs bleibt und immer das Gefühl gibt, die Gesellschaft – wir sind dabei.“

„Die Erfahrung von anderen Klimaräten, die es in Großbritannien oder in Frankreich gegeben hat, zeigt, dass die Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger immer ambitionierter waren als die der Politik“, erzählt Georg Kaser. Zwar seien die Teilnehmerinnen und Teilnehmer oft mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen über Klimaschutz in den Diskussionsprozess gestartet, die erarbeiteten Vorschläge seien am Ende aber immer sehr weitreichend gewesen. Und sie wurden mit dem Wissen ausgearbeitet, dass sie zu starken gesellschaftlichen Veränderungen führen werden.

Der Klimarat sei ein Erfolg, wenn er nicht in seiner Blase verbleibt, sondern eine gesellschaftliche Diskussion anregt, meint der Klimaforscher. „Das ist ganz wichtig, weil die Transformation, die gesellschaftliche, die notwendig ist, die wird sehr stark sein. Das wird eine dramatische Transformation sein.“ Weshalb es wichtig sei, so viele Personen wie möglich auf diesem Weg mitzunehmen und gemeinsam Ideen für den Ausstieg aus fossilen Energien zu entwickeln.