Visualisierung der lokalen Blase mit Regionen von Sternentstehungen an ihren Rändern
Leah Hustak (STScI)
Leah Hustak (STScI)
Astronomie

Wie riesige Blase um Sonne entstand

Rund um die Sonne liegt ein rund 1.000 Lichtjahre großer, staubfreier Hohlraum. Wie diese „Lokale Blase“ entstand, haben nun Astronomen und Astronominnen geklärt – eine Kette von Sternexplosionen spielte dabei eine entscheidende Rolle.

Ein Team um Catherine Zucker vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (USA) hat mit Hilfe von neuen Daten des Weltraumteleskops „Gaia“ der Europäischen Weltraumorganisation ESA die jüngere Geschichte und Struktur der Milchstraße mit viel größerer Genauigkeit als bisher rekonstruiert.

Ergebnis ist eine vollständige 3-D-Visualisierung der Lokalen Blase von der das Team in der Fachzeitschrift „Nature“ berichtet. Diese ist mit einem heißen Gas niedriger Dichte gefüllt, umgeben von einer Hülle aus kaltem, neutralem Gas. An diesen Rändern wurden und werden alle neuen, jungen Sterne in unserer galaktischen Umgebung gebildet.

Die Geschichte der Lokalen Blase beginnt vor etwa 14 Millionen Jahren, als über einen Zeitraum von einigen Millionen Jahren rund 15 sogenannte Supernovae stattfanden. Bei diesen kosmischen Ereignissen explodieren sehr massereiche Sterne am Ende ihrer Lebenszeit. „Die jüngste dieser Sternexplosionen fand vor etwa zwei Millionen Jahren statt“, erklärte João Alves vom Institut für Astrophysik der Universität Wien, einer der Studienautoren.

Sonne im Zentrum

Durch die gewaltigen Sternexplosionen wurde das umliegende interstellare Gas nach außen geschoben und die Lokale Blase entstand. An deren Rändern verdichtete sich das Gas und es bildeten sich Molekülwolken, in welchen schließlich Sterne entstehen konnten. Sieben bekannte, und gut erforschte Sternentstehungsgebiete befinden sich an der Außenseite der Blase.

Dass die Sonne sich derzeit ziemlich genau im Zentrum der Lokalen Blase befindet, sei „Zufall“, betonte Alves. Bei den ersten Supernovae, die zur Bildung des Hohlraums geführt haben, sei die Sonne noch weit entfernt davon entfernt gewesen. „Aber vor etwa fünf Millionen Jahren hat der galaktische Orbit unserer Sonne unser Sonnensystem direkt in die Lokale Blase geführt. Und nun sitzen wir fast genau im Zentrum davon.“

In fünf Mio. Jahren aus der Blase

Weil sich der Hohlraum nicht unbegrenzt ausdehnen wird – die Expansion hat ihren Schwung bereits verloren und sich auf eine relativ konstante Geschwindigkeit von sechs bis sieben Kilometer pro Sekunde eingependelt – schätzt Alves, dass unser Sonnensystem in weiteren rund fünf Millionen Jahren die Blase wieder verlassen wird. „Das wird auch davon abhängen, wie viele der massereichen Sterne in der Nähe der Sonne in dieser Zeit explodieren werden – es werden sicher einige sein, etwa Antares im Herzen des Sternbilds Skorpion“, so der Astrophysiker.

Die Erde muss seit ihrer Entstehung vor rund 4,5 Mrd. Jahre viele solcher Blasen durchquert und dabei überlebt haben, betone Alves. Die Frage sei dabei immer, welche Auswirkungen das auf den Planeten hatte. „Je nachdem, wie nahe wir in der Vergangenheit einer echten Supernova waren, kann das Ergebnis von einem schönen hellen neuen Stern am Himmel bis hin zu einem Massenaussterben reichen.“

Durchlöchert wie Emmentaler

Statistisch gesehen wäre es sehr unwahrscheinlich, dass die Sonne im Zentrum einer so großen Blase sitzt, wenn solche Gebilde in der Milchstraße selten wären, betonen die Wissenschaftler. Sie gehen daher davon aus, dass solche Blasen eine wichtige Rolle in Galaxien wie der Milchstraße spielen und diese durchlöchert wie Emmentaler sind.

Erzeugt von in Supernovae sterbenden Sternen können an den Rändern der Blasen immer wieder neue Sterne entstehen. In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler alle interstellaren Blasen in Reichweite vermessen und so eine vollständige 3-D-Visualisierung der Struktur zu bekommen.