Ein älterer Mann nimmt ein Medikament zu sich
Getty Images/Mladen Zivkovic
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Medikamente gegen Omikron

Die Omikron-Variante verbreitet sich besonders schnell, auch Geimpfte und Genesene stecken sich häufiger an als mit Delta. Laut neuen Studien schützen auch antivirale Medikamente schlechter vor Omikron. Doch einige neuere Mittel machen durchaus Hoffnung.

Nach einer im Fachmagazin „Cell“ veröffentlichten Studie, an der u. a. der Immunologe Hans-Martin Jäck von der Universität Erlangen beteiligt war, scheinen mehrere Präparate bei Omikron ihre Wirksamkeit einzubüßen. Dabei geht es laut Mitteilung der Uni Erlangen um die meisten der zugelassenen und gegen frühere Varianten wirksamen Medikamente auf Antikörperbasis.

Antikörper schützen schlechter

Antikörper bildet der Körper nach einer Impfung oder Infektion. Sie können an das Virus binden und es ausschalten. Antikörper können auch biotechnologisch hergestellt werden, um damit Infizierte zu behandeln. Weil das Omikron-Virus gegenüber früheren Varianten deutlich verändert ist, können Antikörper – körpereigene oder als Medikament hergestellte – die Infektion aber nicht mehr so gut bekämpfen.

Auf Antikörperpräparaten – etwa Casirivimab und Imdevimab, Etesevimab und Bamlanivim – ruhten zunächst also viele Hoffnungen. Bei früher Gabe sollten sie schwere Verläufe verhindern. Bei Omikron gilt die Wirkung nun aber als reduziert. Studien zufolge hemmt aber das neue Antikörperpräparat Sotrovimab Omikron. Dieses empfiehlt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner, der 2020 die ersten Coronavirus-Patienten in Deutschland behandelt hatte, sieht den medikamentösen „Werkzeugkasten“ trotzdem insgesamt besser gefüllt als je zuvor.

Entzündungshemmer bei schweren Verläufen

Während die Antikörpergabe nur in einer frühen Phase der Krankheit hilft, bleibt das entzündungshemmende Dexamethason später bei schwerem Verlauf die Standardbehandlung. Weiter verabreicht werden auch Interleukin-6-Antagonisten, die auch die Entzündungsreaktion blockieren und die ursprünglich für rheumatische Erkrankungen entwickelt wurden, und Januskinase-Inhibitoren wie Baricitinib.

Dieses Mittel wird schon länger auch bei Covid-19 angewendet und wird nun auch von der WHO empfohlen. Zudem werden weiter Blutverdünner verabreicht, um Thrombosen, Schlaganfällen und Infarkten vorzubeugen.

Pillen, die auch vor Omikron schützen

Hoffnungen ruhen auf neuen antiviralen Arzneimitteln wie Paxlovid und Molnupiravir – die ersten Pillen gegen Covid-19, die bald erhältlich sein sollen. Das stimme ihn optimistisch, sagt Wendtner. „Da ist ein Quantensprung eingetreten.“

Auch der Pandemiebeauftragte des Klinikums rechts der Isar der TU München, Christoph Spinner, sieht gute Chancen in den neuen Medikamenten. Molnupiravir werde „als Kapsel zweimal täglich über fünf Tage eingenommen und wirkt auch gegen die Omikron-Variante“. In Kürze werde Paxlovid als weitere orale Therapieoption hinzukommen. Es schützt laut Spinner ebenfalls vor Omikron – und bis zu 90 Prozent vor schweren Verläufen.

Hilfe vor schweren Verläufen

Remdesivir, ursprünglich gegen das Ebolavirus entwickelt und 2020 gegen CoV zugelassen, wird laut Spinner weiter eingesetzt. „Es wirkt ebenso gegen Omikron und zeigte in einer neuen Studie einen etwa 80-prozentigen Schutz vor schweren Verläufen.“ (Preprint)

Anders als die orale Therapie mit Paxlovid und Molnupiravir muss Remdesivir weiter intravenös als Kurzinfusion gegeben werden. Das geht aber ambulant. Die neuen Pillen – Paxlovid und Molnupiravir – sind teuer. Rund 700 Dollar kostet die fünftägige Behandlung. Auch die Tabletten müssen früh genommen werden, um die Viren zu bremsen.

Für Menschen, die keine Impfungen vertragen

Vor allem vorbeugend soll das Antikörperpräparat Evusheld eingesetzt werden, das laut Hersteller AstraZeneca auch gegen Omikron wirksam ist.

Es muss nicht wie bisherige Antikörper im Krankenhaus über die Vene verabreicht werden, sondern kann einmalig in den Muskel gespritzt werden. „Das wirkt sechs Monate“, erläutert Wendtner, warnt aber davor, hier eine Alternative zur Impfung zu sehen. Das Medikament ist erheblich teurer, vor allem aber regt es den Körper nicht dazu an, eigene Antikörper zu bilden. Es sei nur geeignet für Menschen, die eine Impfung nicht vertragen oder keine Antikörper bilden können. Die Impfung bleibe das wirksamste Mittel, betonen Expertinnen und Experten immer wieder.