Forschungsinitiative

Technik für Gehörlose in der Praxis entwickeln

Gehörlose Menschen stehen im Alltag vor vielen Hürden. Ein Wiener Team aus Wissenschaftlerinnen, Künstlern und Gehörlosen will diese Hürden sichtbar machen und im Rahmen einer neuen Inivitative technische Hilfsmittel entwerfen.

Bei „Mach’s auf“ geht es um das Reparieren und auch um Inklusion. Es ist eines von sechs Forschungsprojekten, die für die nächsten zwei Jahre mit bis zu 100.000 Euro im Rahmen des Action for Sustainable Future Hub der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und der Universität für angewandte Kunst gefördert werden. Im Rahmen der praxisbezogenen Projekte soll die Wissenschaft Bürgerinnen und Bürgern dabei helfen, ihre Ideen umzusetzen. Zugleich sollen auch die UN-Nachhaltigkeitsziele einfließen.

Nachhaltig und Inklusiv

Im metalab, einem offenen Raum in der Wiener Innenstadt, kann der junge Netzwerktechniker Oliver Suchanek Möbel und Geräte reparieren, Menschen kennenlernen und neue Ideen umsetzen. Der über 200 Quadratmeter große Raum bietet Möglichkeiten für technologisch-kreative Projekte, aber auch für Reparatur-Workshops oder gemeinsames Kochen.

Oliver Suchanek ist gehörlos – genauer gesagt, der einzige Gehörlose, der momentan das metalab besucht – und steht oft vor Hürden, erzählt er: „Angefangen mit der Türklinge, die kein Lichtsystem hat. Das heißt als gehörlose Person würde ich schwer mitbekommen, dass wer an der Tür läutet.“

Auf der Suche nach technischen Lösungen

Privat hat Oliver Suchanek ein ausgeklügeltes Lichtsystem als Kommunikationsform in seinem Zuhause. Er ist Projektassistent bei „Mach’s auf“ und möchte die Situation für Gehörlose beim metalab verbessern, gemeinsam mit Katta Spiel von der technischen Universität, sowie einem weiteren Team. Ziel ist es, Reparaturmöglichkeiten wie jene im metalab allgemein bekannter zu machen, und eben auch mehr gehörlose Menschen einzuladen, hier vorbeizukommen – für sie möchte man bessere Voraussetzungen schaffen.

Die Lichtklingel ist nur ein Beispiel, und es zeigt, dass ein solches System für viele hörende Menschen ebenfalls von Interesse sein könnte: Wenn die Leute mit Kopfhörern dasitzen und arbeiten, würden sie das Klingeln an der Tür dann auch besser mitbekommen“, erklärt Oliver Suchanek.

Sechs Projekte werden gefördert

„Mach’s auf“ hat sich unter 44 Bewerber-Projekten beim „Action for Sustainable Future Hub“ durchgesetzt und bekommt als eines von sechs Projekten eine Förderung von 75.000 bis 100.000 Euro. Nach zwei Jahren will „Mach’s auf“ ein Handbuch herausbringen mit zahlreichen Informationen und Tipps, wie man gehörlosen Menschen das Leben erleichtern könnte. „Das möchten wir dann auch anderen Hack Spaces, Maker Spaces und Vereinen weitergeben, damit sie danach agieren können, um ihre Orte barrierefrei zu machen“, erklärt Suchanek.

Gehörlose Menschen sind darauf angewiesen, dass ihre Mitmenschen die Maske abnehmen, damit sie von den Lippen lesen können. Das ist auch behördlich erlaubt. In U-Bahnen sollten Ansagen während der Fahrt schriftlich gezeigt werden. Und vom Radio wünscht sich Oliver Suchanek schriftliche Manuskripte von den Sendungen.