Schlechte Stimmung, Erschöpfung: Paar schweigt im Schlafzimmer
NDABCREATIVITY – stock.adobe.com
NDABCREATIVITY – stock.adobe.com
Genetik

Für wen sich Paartherapie auszahlt

Ob (noch) glücklich oder nicht – Paartherapie kann in jeder Beziehung sinnvoll sein. Wie gut jemand darauf anspricht, könnte laut einer Studie aber genetisch vorbestimmt sein. Für sensible Menschen zahlt sich eine Therapie demnach mehr aus als für unsensible.

Von einer Paartherapie profitiere ein Partner manchmal mehr als der andere, so die Studienautorinnen. Therapien können die Qualität von Beziehungen und die Kommunikationsfähigkeit zwischen zwei Menschen zwar verbessern – wenn die eine aber mehr darauf anspricht als der andere, also etwa in der Therapie erworbene Fertigkeiten eher in schwierigen Situationen einsetzt, seien die Ergebnisse oft widersprüchlich.

Ob diese unterschiedlichen Ergebnisse auf Unterschiede in der Sensibilität eines Menschen zurückzuführen sein könnten, untersuchte ein Forschungsteam der Queen Mary University of London und der Denver University. Denn dass sensible Menschen anders auf positive und negative Erlebnisse – und dazu gehören auch Therapien – reagieren, zeigte schon bisherige Forschung. Ebenso, dass die Hälfte der Unterschiede in Bezug auf die Sensibilität eines Menschen auf genetische Faktoren zurückzuführen ist.

DNA von über 150 Paaren

Darauf aufbauend sammelten die Forscherinnen und Forscher DNA von über 150 Ehepaaren in den USA. Was all diese Paare gemeinsam hatten: Sie nahmen an einem Programm namens PREP („Prevention and Relationship Education Program“) teil – einem weit verbreiteten Kommunikationstraining für Paare. Das Forschungsteam um den Entwicklungspsychologen Michael Pluess untersuchte, ob Gene, von denen bekannt ist, dass sie mit Sensibilität zusammenhängen, beeinflussen, wie die Teilnehmenden auf das Programm ansprechen. Die Ergebnisse erschienen Anfang Februar in einem Artikel im Fachmagazin „Journal of Consulting and Clinical Psychology“.

Beziehung: Frau und Mann sitzen auf dem Sofa
JenkoAtaman – stock.adobe.com

Damit Kommunikations- und Bindungsverhalten in der Beziehung, Zufriedenheit in der Ehe und die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung bewertet werden konnten, füllten die Paare Fragebögen aus – sowohl vor als auch nach der Therapie über einen zweijährigen Beobachtungszeitraum.

Um festzustellen wie sensibel oder wenig sensibel die Teilnehmenden aufgrund ihres Erbguts sind, betrachteten die Forscherinnen und Forscher einerseits eine kleine Anzahl bekannter Gene, die mit Sensibilität verbunden sind; und andererseits den gesamten Chromosomensatz einer Zelle, der deren Erbgut darstellt. Beide Ansätze zeigen, dass das Erbgut Einfluss darauf hat, wie sehr jemand auf die Therapie anspricht. Die Ergebnisse deuten zudem daraufhin, dass genetisch vorbestimmte Sensiblität am besten mit jenem Ansatz erfasst werden kann, der das gesamte Genom betrachtet.

Alternativen für wenig sensible Menschen

Laut der Studie profitierten jene, die genetisch bedingt sensibler waren, mehr von der Therapie. Die genetisch vorbestimmte Sensibilität einer Person hat demnach außerdem langfristig größere Auswirkungen als kurzfristig. Laut dem Forschungsteam könnte das daran liegen, dass Teilnehmende des Programms PREP Fertigkeiten und Techniken erlernen, die ihnen in schwierigen Situationen helfen; und es eben einige Zeit dauere, bis man diese im Alltag umsetzt.

„Die Ergebnisse zeigen, dass das Erbgut beeinflussen kann, wie jemand auf eine Paartherapie anspricht", sagt Studienautor Pluess. Für die Zukunft könne es demnach hilfreich sein, Menschen mit geringer ausgeprägter Sensibilität Alternativen zur Teilnahme an PREP anzubieten. Zudem könne es praktischer sein, anstelle von genetischen Daten Fragebögen zu verwenden, mit denen die individuelle Ausprägung der Sensibilität bestimmt wird. Diese seien nicht nur schnell und einfach auszufüllen. Auch Umweltfaktoren, die Einfluss auf die Sensibilität einer Person haben, könnten darin berücksichtigt werden.