Mars
dpa/ESA/ESOC
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Mars

Später „bewohnbar“ als bisher angenommen

In einem Meteoriten vom Mars hat ein Forschungsteam Hinweise auf einen großen Asteroideneinschlag in der Vergangenheit des Planeten gefunden. Damit ändern sich die bisherigen Annahmen, wann der Rote Planet vielleicht bewohnbar war – das dürfte später gewesen sein als bisher gedacht.

Forscherinnen und Forscher nehmen schon lange an, dass es auf dem Mars irgendwann Leben gegeben haben könnte. Es gibt unter anderem Hinweise auf Wasser, das wahrscheinlich vor fast vier Milliarden Jahren auf dem Planeten geflossen ist. Auf der Marsoberfläche sind immer noch Flussbette zu sehen.

Wildes Sonnensystem

Wann die Bedingungen für Leben auf dem Roten Planeten vielleicht gegeben waren, ist aber relativ ungewiss. Früher gab es in unserem Sonnensystem generell mehr Bewegung, Einschläge von Asteroiden waren keine Seltenheit. „Diese Einschläge waren zum Teil sicher größer als alles, was wir auf der Erde bis jetzt erlebt haben – den Meteoriten, der wahrscheinlich zur Ausrottung der Dinosaurier geführt hat, miteingeschlossen“, erklärt Aaron Cavosie von der australischen Curtin University gegenüber dem ORF.

Bisher gingen Experten daher davon aus, dass der Mars erst nach dieser Phase der vielen Einschläge bewohnbar wurde. Ein Forscherteam fand in früheren Untersuchungen des Meteoriten „Black Beauty“ (offizieller Name: NWA 7034), der rund 4,45 Milliarden Jahre alt ist und aus mehreren Teilen der Marskruste besteht, keine Hinweise auf große Einschläge. „Bisher ging man davon aus, dass die bewohnbare Phase des Planeten vor etwa 4,2 Milliarden Jahren stattgefunden hat“, so Cavosie.

Verformte Kristalle in Meteorit

Die Doktoratsstudentin Morgan Cox aus dem Team von Cavosie widerspricht dieser Annahme in einer aktuellen Studie, die im Fachjournal „Science Advances“ erschienen ist. Darin nahm Cox den Meteoriten „Black Beauty“ ebenfalls genau unter die Lupe.

Künstlerische Darstellung: Minihubschrauber Ingenuity
NASA/JPL-Caltech

Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen analysierte die Studentin das Mineral Zirkon im Meteoriten. Insgesamt 66 Proben des Minerals konnte das Team im Labor auf ihren Aufbau und ihre molekularen Eigenschaften untersuchen. In einer einzigen Zirkonprobe fand Cox schließlich verformte Zirkonkristalle, die klar auf einen großen Einschlag auf der Oberfläche des Planeten hindeuten. „Solche Verformungen entstehen nur unter sehr heftigem Druck“, so Cavosie.

Spätere Einschläge als vermutet

Für Cavosie ist der Fund der Studentin, die er in ihrem Doktoratsstudium betreut, eine Sensation. Er erklärt: „Wir haben viele verformte Zirkonkristalle von der Erde, einige vom Mond, aber wir hatten bis jetzt noch keine einzige derartige Probe von der Marsoberfläche.“

Mit dem Fund stellt Cox auch die Schätzungen in Frage, wann es eine bewohnbare Phase des Planeten gegeben hat. Die verformten Zirkonkristalle würden beweisen, dass es auch deutlich später als bisher vermutet zu großen Einschlägen auf der Oberfläche des Planeten kam. Demnach verschiebe sich auch die ruhigere Phase danach, in der der Mars eventuell eine Zeit lang bewohnbar war. Laut dem Forscherteam könnte das vor knapp unter vier Milliarden Jahren der Fall gewesen sein.

Suche nach Leben geht weiter

„Dass der Mars irgendwann bewohnbare Eigenschaften hatte, heißt nicht, dass es dort auch automatisch Leben gegeben haben muss“, stellt Cavosie klar und ergänzt: „Wir wissen aber, dass die Möglichkeit besteht. Die Suche nach Beweisen für Leben auf dem Mars wird auf jeden Fall weitergehen.“ Der Planetologe ist sich sicher, dass Hinweise auf andere Lebensformen – sei es auf dem Mars oder anderen Planeten – irgendwann gefunden werden.

Dass der Doktoratsstudentin Morgan Cox die Entdeckung der verformten Zirkonkristalle gelungen ist, freut Cavosie besonders. Er erklärt: „Das Studienergebnis von Morgan zeigt klar, dass sensationelle Funde nicht immer nur den Experten vorbehalten sind, die schon ihr halbes Leben auf dem Gebiet forschen.“ Er ermutigt auch alle Nachwuchsforscherinnen und -forscher, denn es dauere noch einige Jahre, bis die derzeit aktiven Marsrover die ersten Proben direkt vom Roten Planeten auf die Erde zurückschicken. „Diejenigen, die derzeit in der Schule sitzen, werden wahrscheinlich auch diejenigen sein, die große Durchbrüche in der Erforschung des Mars feiern können“, meint Cavosie.