Grundlagenforschung

Sieben ERC-Förderpreise nach Österreich

Sieben in Österreich tätige Forscherinnen und Forscher erhalten jeweils einen mit 150.000 Euro dotierten „Proof of Concept“-Förderpreis (PoC) des Europäischen Forschungsrats ERC. Er zeichnet Grundlagenforschung aus, die näher zur Anwendung und zum Markt gebracht werden soll.

In Summe wurden in der aktuellen Antragsrunde 166 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Europa mit einem PoC-Grant ausgezeichnet, insgesamt werden dafür 25 Mio. Euro ausgeschüttet, wie der ERC bekanntgab. Genutzt werden kann die Förderung auf verschiedene Weise, etwa um die Praxistauglichkeit wissenschaftlicher Konzepte zu überprüfen, Geschäftsmöglichkeiten zu erkunden oder Patentanmeldungen vorzubereiten. Sie steht nur Forschern offen, die bereits vom ERC gefördert werden bzw. wurden.

Nanomaterialien, Zelltherapie, Batterien …

Die meisten Förderpreise dieser Antragsrunde gingen an Forscher in Großbritannien (22), gefolgt von Italien (21), Israel (18) und Spanien (jeweils 18). In Österreich erhalten es fünf Wissenschaftler und zwei Wissenschaftlerinnen:

Andrea Bachmaier vom Erich-Schmid-Institut für Materialwissenschaft der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Leoben hat 2017 einen mit bis zu 1,5 Mio. Euro dotierten „Starting Grant“ erhalten, um eine neue Methode zur Herstellung nanostrukturierter Magnete zu testen, die sich schwer entmagnetisieren lassen und nur wenige Seltenerdmetalle benötigen. Aufbauend darauf will sie nun Nanokomposit-Magnete herstellen, die gar keine Seltenerdmetalle mehr enthalten.

Der Zellgenetiker Gottfried Baier von der Medizinuni Innsbruck baut auf seinem 2018 mit einem „Advanced Grant“ geförderten Projekt im Bereich der CAR-T-Zelltherapie auf. Dabei werden Krebszellen für das Immunsystem sichtbar gemacht, indem man T-Zellen aus dem Blut der Patienten isoliert und mit künstlich eingebauten Rezeptoren ausstattet. Baier will nun diese Therapieform, die derzeit auf wenige Blutkrebsarten anwendbar ist, auf ein größeres Spektrum von Krebsarten erweitern.

Stefan Freunberger vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ) hat 2014, damals an der TU Graz tätig, einen „Starting Grant“ erhalten. Er widmet sich der Suche nach und der Erforschung von Batteriematerialien, die aus umweltfreundlichen und reichlich vorhandenen Elementen bestehen. Er will nun das technologische und kommerzielle Potenzial einer neu entdeckten Klasse organischer Materialien ausloten, die Grundlage zukünftiger Batterien sein könnte.

… Mikroskopie, Krebsmoleküle …

Der Physiker Thomas Juffmann von der Universität Wien entwickelt im Rahmen seines 2017 vergebenen „Starting Grants“ an der Schnittstelle von Biologie und Physik neue Mikroskopiemethoden. Mit der PoC-Förderung will er neue Anwendungsgebiete für die sogenannte „Fluoreszenzlebenszeitmikroskopie“ erschließen, die beispielsweise als diagnostisches Hilfsmittel während der Chirurgie, etwa bei Krebs, eingesetzt werden könnte.

2017 hat des Chef des Forschungsinstituts für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien, Jan-Michael Peters, einen mit bis zu 2,5 Mio. Euro dotierten „Advanced Grant“ erhalten, um die Rolle des am IMP entdeckten Moleküls Kohesin bei der Zellteilung zu erforschen. Eine Untereinheit dieses Proteinkomplexes kann bei Zellen verschiedener Krebsarten mutiert sein. Er will nun erforschen, ob man diese Mutation ausnutzen könnte, um Krebszellen selektiv zu eliminieren.

… Musik-App und Katalysatoren

Die Kognitionsforscherin Natalie Sebanz von der Central European University (CEU) in Wien will aufbauend auf den Forschungen im Rahmen ihres „Consolidator Grant“ aus dem Jahr 2014 zu Koordination und gemeinsamem Lernen eine App für Musiker entwickeln, mit der sie alleine das gemeinsame Zusammenspiel üben können. Die Anwendung soll es ihnen erlauben, ihre Fähigkeit, sich mit anderen musikalisch zu koordinieren, generell zu verbessern.

Christoph Rameshan vom Institut für Materialchemie der Technischen Universität (TU) Wien hat 2017 einen „Starting Grant“ erhalten, um bessere Katalysatoren herzustellen. Konkret verankert er auf Perowskit-Kristallen Nanopartikel, die bei verschiedenen chemischen Reaktionen als Katalysator dienen. Mit der PoC-Förderung will er nun die aktive Oberfläche der Katalysatoren vergrößern und das Material in eine Form bringen, in der man es in einem industriellen Reaktor einsetzen kann.