Junge Menschen/angehende Studenten und Studentinnen bei einer Aufnahmeprüfung auf eine Universität
APA/ERWIN SCHERIAU
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Hochschulen

Weiterhin große soziale Ungleichheit

Österreichs Bildungssystem ist sozial stark selektiv. Kinder von Eltern ohne Matura etwa studieren viel seltener als Kinder aus „bildungsnahen“ Elternhäusern. Die Politik versucht zwar gegenzusteuern, bisher aber mit bescheidenem Erfolg.

Das zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ durch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP).

Wahrscheinlichkeitsfaktor mit falschem Vorzeichen

Als eines der Ziele des Bildungsministeriums ist etwa der „Abbau der Unterrepräsentanz von Studierenden mit Eltern ohne Matura“ formuliert. Dazu soll der sogenannte „Wahrscheinlichkeitsfaktor“ gesenkt werden.

Dieser gibt die Wahrscheinlichkeit an, um wie viel eher Personen aus „bildungsnahem“ Elternhaus ein Studium aufnehmen als jene aus „bildungsfernem“ Elternhaus. 2015 war diese für Studienanfänger mit Eltern mit Matura um 2,38mal höher als für jene mit Eltern ohne Matura.

Laut Strategie sollte dieser Faktor bis 2020 auf 2,25 sinken, bis 2025 sogar auf 2,1. Bisher ging es aber falsch herum: Im Studienjahr 2019/20 betrug er vielmehr 2,47.

Weniger „nicht-traditionelle Studienanfänger“ …

Auch in einem weiteren Punkt bewegt man sich in die verkehrte Richtung: Bis 2025 soll die Zahl der Studienanfänger und Studienanfängerinnen mit „nicht-traditionellem Hochschulzugang“ auf 5.300 anwachsen. Damit sind Personen gemeint, die ihr Studium mit einer Studienberechtigungs- oder Berufsreifeprüfung, Externistenmatura oder ohne Reifeprüfung aufnehmen.

2014/15 haben dies 3.978 Personen getan, 2019/20 waren es 3.846 – auch der Anteil der Studienanfänger mit nicht-traditionellem Studienzugang an der Gesamtzahl der Studienanfänger ist in diesem Zeitraum geringfügig von 9,3 auf 9,2 Prozent gesunken.

… dafür wieder mehr Akademikerkinder

Eher fraglich ist im Moment auch das Erreichen des Zielwerts für eine Erhöhung des Anteils von Studienanfängern aus nicht-akademischem Elternhaus in Medizinstudien. 2014 betrug dieser 41 Prozent, bis 2025 soll er sich „in Richtung 50 Prozent“ weiterentwickeln. Dafür sah es zunächst auch recht gut aus: 2018/19 lag er schon bei knapp 48 Prozent. Seither geht es aber eher wieder retour in Richtung 40 Prozent: 2020 betrug der Anteil wieder nur mehr 44,5 Prozent.

Selbsterhalter und FH-Berufsbegleitung

Gut auf Kurs ist man dagegen in einem anderen Punkt der Strategie: Bis 2025 soll die Zahl der bewilligten Studienförderungen für Selbsterhalter (Personen, die sich vor Studienbeginn durch eine Berufstätigkeit „selbst erhalten“ haben, Anm.) von rund 13.000 (2015) auf 15.000 gesteigert werden. 2020 war man bereits bei rund 14.600 angelangt.

Eine Frage der Betrachtungsweise ist die Zielerreichung bei der Erhöhung des Anteils der berufsbegleitenden bzw. berufsermöglichenden Studienplätze an den Fachhochschulen (FH). Dieser sollte bis 2020 auf 50 Prozent gesteigert werden.

Das ist bei den vom Bildungsministerium geförderten Studienplätzen in etwa geschafft worden – bezieht man dagegen die von den Ländern finanzierten Studiengänge im Gesundheitsbereich ebenfalls ein, kommt man nur auf 40 Prozent.