Klimakrise

„Jugend nicht zu viel Angst machen“

In zwei Wochen erscheint der nächste Bericht des Weltklimarats. Er wird die Folgen der Klimakrise und mögliche Anpassungen aufzeigen. Der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO) sorgt sich nun um psychische Belastungen bei der Jugend.

„Wir müssen vorsichtig sein, wie wir über die Ergebnisse der Wissenschaft berichten, über Kipppunkte, und ob wir über einen Kollaps der Biosphäre oder das Verschwinden der Menschheit sprechen“, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas am Montag zum Auftakt der Abschlussberatungen über den nächsten Bericht des Weltklimarats (IPCC), der am 28. Februar veröffentlicht wird.

„Wir müssen aufpassen, dass wir unter den jungen Menschen nicht zu viele Ängste auslösen“, so Taalas. Die Beratungen über den Bericht finden online statt, Gastgeber ist die Bundesregierung. Taalas selbst ist nicht an dem Bericht beteiligt. Die WMO hatte den Weltklimarat 1988 aber zusammen mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gegründet. Das IPCC-Sekretariat befindet sich bei der WMO in Genf.

Kontroverse Debatten erwartet

In den nächsten zwei Wochen beraten Regierungen hinter verschlossenen Türen über eine etwa 30-seitige Zusammenfassung des neuen Berichts für politische Entscheidungsträger. Weil der Weltklimarat ein UNO-Gremium ist, muss dieses Papier im Konsens verabschiedet werden. Details aus dem Bericht werden bis dahin unter Verschluss gehalten.

Der Ko-Vorsitzende der IPCC-Arbeitsgruppe, Meeresbiologe Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut, rechnete mit einigen kontroversen Debatten, wie er im Vorfeld sagte, etwa über die Risiken durch Nutzung fossiler Brennstoffe oder Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Dürreregionen. Länder, die am gleichen Fluss oder Gletscher liegen, hätten oft unterschiedliche Interessen.

34.000 Studien ausgewertet

Der Zusammenfassung für die politischen Entscheidungsträger liegt ein wissenschaftlicher Bericht mit mehr als 1.000 Seiten zugrunde. Zum Kernteam gehören 270 Autorinnen und Autoren aus 67 Ländern, darunter auch aus Österreich. Sie haben die Ergebnisse von mehr als 34.000 Studien zusammengetragen.

Es ist der zweite von drei Teilen des neuen Sachstandsberichts, den der Weltklimarat seit 1988 etwa alle sieben Jahre veröffentlicht. Der erste Teil über die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels erschien im August 2021. Im dritten Teil, der Anfang April veröffentlicht wird, geht es um politische, wirtschaftliche und technologische Optionen zur Minderung des Klimawandels.

Im ersten Teil hieß es, dass die globale Durchschnittstemperatur schon in den nächsten 20 Jahren den kritischen Wert von 1,5 Grad erreichen oder überschreiten könnte. Deutlich höhere Erwärmung habe katastrophale Folgen. Nach den internationalen Klimaabkommen soll eine Überschreitung der Schwelle durch Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen möglichst verhindert werden.

Die Umweltorganisation WWF erwartet von dem neuen Bericht eine ernüchternde und schonungslose Bilanz, wie Klimaschutzexpertin Viviane Raddatz in Berlin sagte: „In vielen Teilen der Welt stehen Menschen und Ökosysteme heute schon mit dem Rücken zur Wand. Und auch vor unserer eigenen Haustür haben Dürresommer, Sturzfluten, Waldbrände, Hitzewellen und Hochwasserkatastrophen die Klimakrise so greifbar gemacht wie nie zuvor.“