Satellitenbilder

Bergbau braucht 100.000 Quadratkilometer Erdoberfläche

Eineinhalb Jahre inspizierte ein Wiener Umweltgeologe Satellitenbilder, um Bergbaugebiete zu finden und zu vermessen. Weltweit summieren sie sich auf mehr als 100.000 Quadratkilometer. Das entspricht der Größe Österreichs plus jener von Slowenien. Fast ein Drittel davon waren davor höchst artenreiche Lebensräume, die viel Treibhausgas speicherten, wie etwa Regenwälder.

Bisher gab es bloß Daten dazu, welche Mengen an Mineralien abgebaut werden, aber nicht, wie viel Fläche der Bergbau selbst in Anspruch nimmt, so Victor Maus, der am Institut für Ökologische Ökonomie der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien forscht. Diese Lücke habe man nun mit zwei Studien geschlossen. Zunächst sah Maus mit drei Mitarbeitern Bilder des „Sentinel 2“-Satelliten der Europäischen Weltraumagentur (ESA) durch, die der Erdtrabant von bekannten Schürfgebieten gemacht hatte. Dort identifizierten die Forscher 57.277 Quadratkilometer Bergbauflächen. Das entspricht etwa der Größe Kroatiens. Diese Studie wurde im Fachjournal „Scientific Data“ veröffentlicht.

Anschließend nahmen sich die Forscher die übrigen Landflächen vor und fanden weitere 44.306 Quadratkilometer. Diese Ergebnisse sind noch nicht publiziert. Insgesamt hat sich der Bergbau demnach auf dem Globus 101.583 Quadratkilometer Fläche zu eigen gemacht, so Maus.

Mehr „Umwelttransparenz“

„Gebiete mit hohem Wert für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Klimastabilität sind am stärksten betroffen“, erklärte Maus kürzlich in einer Aussendung der WU: Dies treffe auf 29 Prozent der weltweiten Bergbaugebiete zu. Seit der Jahrtausendwende habe sich der Bergbau in tropischen Regenwäldern außerdem verdoppelt, berichtet er im Fachmagazin „Global Environmental Changes“. Viele der Minen lägen zudem in unmittelbarer Nähe von Schutzgebieten.

Die Bergbauindustrie ist weiter am Wachsen, berichtete Maus. Ohne vermehrten Abbau wäre etwa ein Ausbau der erneuerbaren Energien undenkbar, die wiederum für eine Bewältigung der aktuellen Umwelt-u nd Klimakrise nötig ist.

Mit Maus’ Studien habe man die „Umwelttransparenz“ der Bergbauindustrie verbessert, heißt es seitens der WU: „Sie unterstreichen auch die Notwendigkeit, das Bewusstsein für die Auswirkungen des Bergbaus bei allen Akteuren entlang der globalen Lieferketten zu schärfen.“ Die Produzenten und Konsumenten sollten demnach darauf achten, dass Mineralien aus Gebieten stammen, wo möglichst wenig wertvoller Lebensraum geopfert wird.