Donald Trump, Schatten
ASSOCIATED PRESS
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Studie

Wie Donald Trump Vorurteile verbreitete

Während seiner Amtszeit ist der ehemalige US-Präsident Donald Trump laufend durch abwertende Kommentare über Minderheiten aufgefallen. Das blieb nicht ohne Folgen, wie eine aktuelle Studie zeigt – in seiner Wählerschaft verbreiteten sich Vorurteile.

Nach Trumps Wahl zum US-Präsidenten im November 2016 nahmen Berichte über Hassverbrechen zu, Minderheitengruppen berichteten von zunehmenden Diskriminierungserfahrungen, und Gruppierungen, die der „White Supremacy“-Bewegung zuzuordnen sind, erhielten vermehrt Zulauf.

Welche Auswirkungen Trumps Rhetorik auf die US-Amerikanerinnen und -Amerikaner hatte, untersuchten die Sozialpsychologen Benjamin C. Ruisch und Melissa J. Ferguson in ihrer Studie, die nun im Fachmagazin „Nature Human Behaviour“ veröffentlicht wurde. In einer Serie von 13 Einzelstudien mit unterschiedlichen Methoden und über 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern testeten Ruisch und Ferguson, wie sich die Einstellungen von US-Amerikanerinnen und -Amerikanern während der Amtszeit des 45. Präsidenten der USA veränderten.

Vorurteile nahmen unter Trump-Fans zu

Die beiden Sozialpsychologen stellten fest, dass in Trumps Wählerschaft Vorurteile gegenüber kulturellen und religiösen Minderheiten deutlich zunahmen. Unter Menschen, die sich gegen Trump positionierten, zeigte sich hingegen ein Rückgang an Vorurteilen – egal ob ihre politische Einstellung eher liberal oder eher konservativ einzuordnen war. Ruisch und Ferguson betonen aber, dass bei der Betrachtung dieser Ergebnisse auch eine andere Entwicklung berücksichtigt werden müsse: In den USA habe es nämlich in den vergangenen Jahrzehnten allgemein einen „erheblichen Rückgang“ an Vorurteilen gegenüber Minderheiten gegeben.

Donald Trump bei einer Wahlveranstaltung, auf einem Plakat steht „Buy American“
AFP – MANDEL NGAN

Diese Entwicklung zeige sich sowohl in Umfragewerten als auch in gesellschaftlichen Normen – was ist akzeptabel und was nicht –, die sich im Laufe der Zeit verändert haben. Die beiden Sozialpsychologen sprechen von einem Kulturwandel mit Auswirkungen auf das Alltagsleben und auf öffentliche Verhaltensweisen. Trumps Amtszeit sei mit dieser Veränderung in der „Topographie der Vorurteile“ in den USA zusammengefallen.

Vorurteile als „Schlüsselrolle in Trumps Wahlsieg“

Gleichzeitig werfen die Autoren aber die Frage auf, ob diese allgemeine und über Jahrzehnte verfolgbare Entwicklung während Trumps Wahlkampf und Amtszeit nachgelassen oder sich sogar umgekehrt hat. Sozialwissenschaftliche Analysen der US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2016, als Trump gegen die demokratische Kandidatin Hillary Clinton antrat, deuten jedenfalls darauf hin, dass kulturelle und religiöse Vorurteile eine Schlüsselrolle in Trumps Wahlsieg gespielt haben.

Ruisch und Ferguson kommen in ihrer Studie, die auf vorangegangene sozialpsychologische Forschung über gesellschaftliche Normen aufbaut, zu dem Ergebnis, dass Vorurteile trotz des seit Jahrzehnten beobachteten Rückgangs derselben während Trumps Amtszeit deutlich zunahmen – allerdings nur unter Trumps Anhängerinnen und Anhängern. Unter jenen, die den Expräsidenten nicht unterstützten, nahmen Vorurteile gegenüber Minderheiten hingegen weiter ab – dem allgemeinen Trend entsprechend.

Verschiebung der gesellschaftlichen Normen

Die Ergebnisse der Studie deuten zudem auf eine Verschiebung der gesellschaftlichen Normen hin, so Ruisch und Ferguson: In der Wahrnehmung von Trumps Anhängerinnen und Anhängern sei es akzeptabler geworden, Vorurteile zu äußern. Diese Verschiebung der gesellschaftlichen Normen erkläre auch die Zunahme an Vorurteilen. Das Gesamtergebnis deute daraufhin, dass die Amtszeit des 45. Präsidenten der USA die „Topographie der Vorurteile“ des Landes wesentlich umgestaltet hat.

Ob Trump diskriminierende Äußerungen aus strategischen Gründen machte oder weil sie seine persönliche Einstellung widerspiegelten: Laut den Studienautoren stellte seine Rhetorik jedenfalls eine grobe Verletzung jener gesellschaftlichen Normen dar, die den politischen Diskurs in den USA in den vergangenen Jahrzehnten geprägt hatten.