Subtyp BA.2 zeigt deutliche virologische Unterschiede

Der Omikron-Subtyp BA.2 scheint sich doch sehr deutlich vom noch dominanten Subtyp BA.1 zu unterscheiden. Laut einer noch nicht begutachteten Veröffentlichung ist BA.2 nicht nur viel ansteckender, auch bei der Immunantwort und der Pathogenität gebe es Unterschiede. Die Studienautoren schlagen vor, den Subtyp als eigene relevante Variante einzustufen.

Man sollte sie mit einem eigenen Buchstaben aus dem griechischen Alphabet versehen. Laut den mehrheitlich japanischen Forscherinnen und Forschern legen das die erfassten Unterschiede bei menschlichen Zellproben im Labor sowie bei Infektionsversuchen, wie etwa bei Hamstern, nahe. Über die Namensgebung für relevante CoV-Varianten bestimmt die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die Untersuchungen, so die Autoren des Preprints, legten insgesamt den Schluss nahe, „dass das Risiko von BA.2 für die globale Gesundheit potenziell höher ist als das von BA.1“. Der wissenschaftliche Leiter des deutschen Divi-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, schrieb mit Blick auf die Studie am Mittwoch bei Twitter: „Wir müssen BA.2 sehr gut im Auge behalten. Es scheint biologische Unterschiede zu BA.1 zu geben.“

BA.2 gilt in der Debatte um mögliche Lockerungen als Unsicherheitsfaktor, weil der Subtyp als noch leichter übertragbar gilt. Unter anderem in Ländern wie Dänemark hat sich BA.2 schon stark ausgebreitet. In Österreich baut BA.2 aktuell seine Dominanz weiter aus und soll laut Covid-Prognose-Konsortium in den nächsten Wochen seinen Vorgänger überholt haben. Unter Berufung auf Daten des AGES Institut für Infektionsepidemiologie & Surveillance lag der Anteil von BA.2 in der Kalenderwoche 6, also der Vorwoche, bei 21,8 Prozent. Der Anteil variiere jedoch zwischen den Bundesländern noch in einem in einem Bereich von zehn bis 30 Prozent, hieß es in der heute Mittwoch publizierten Prognose.

Einschätzungen ändern?

In Deutschland breitet sich BA.2 nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) nach aktuellem Kenntnisstand bisher auf recht niedrigem Niveau aus. In seinem letzten Wochenbericht weist das RKI in der Woche bis zum 30. Jänner einen BA.2-Anteil von 8,1 Prozent aus. In dem deutschen Bericht heißt es noch: „Hinsichtlich der klinischen Charakteristik gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass sich Infektionen mit BA.2 von Infektionen mit BA.1 unterscheiden.“

Der österreichische Molekularbiologe Ulrich Elling schreibt auf Twitter ebenfalls von einer wohl „schlimmeren“ Variante. Auch der US-Mediziner Eric Topol reagierte mit einem Tweet auf den Preprint. Bisher gelte die Annahme, die BA.2-Variante unterscheide sich in Bezug auf Pathogenität und Immunflucht nicht wesentlich von BA.1. Die neue Analyse lege nun nahe, dass dies möglicherweise doch der Fall ist.

Zugleich verwies Topol auf Daten der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA: „Nichtsdestotrotz sollte der jüngste Bericht der UKSHA, der zeigt, dass der Impfschutz gegen BA.2 genauso gut ist wie gegen BA.1, als recht beruhigend angesehen werden.“

Die WHO berichtete am Dienstag zwar vom Rückgang der CoV-Fälle, aber auch von einem stetigen Anstieg von BA.2 weltweit, einer noch schneller übertragbaren Untervariante der Virusvariante Omikron. BA.2 machte mehr als ein Fünftel aller Omikron-Fälle aus, die Anfang Februar analysiert wurden. Sowohl in Ländern mit ansteigender als auch mit abflachender Omikron-Welle sei BA.2 auf dem Vormarsch.