Krankenbett: Infektionsabteilung im Kaiser-Franz-Josef-Spital
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER
Studie

Sterblichkeit bei Leberzirrhose sehr hoch

Sie wird vor allem durch Alkoholmissbrauch, Virus-Hepatitis und nicht alkoholische Fettleber verursacht: die Leberzirrhose. Eine deutsche Studie ergab nun, dass die Leberzirrhose die tödlichste chronische Erkrankung bei Spitalsaufenthalten ist.

Die Studie umfasst Daten von 250 Millionen Krankenhausaufnahmen und einen Beobachtungszeitraum von 14 Jahren. Die Daten stammen zwar aus Deutschland, Österreich und Deutschland sind einander in Bezug auf Spitalsaufenthalte und Alkoholkonsum aber sehr ähnlich.

„Die Zirrhose, bei der funktionsfähiges Lebergewebe untergeht und vernarbt, ist das gemeinsame Endstadium der meisten chronischen Lebererkrankungen und die vierthäufigste Todesursache in Mitteleuropa“, schreibt die Goethe-Universität zu der Studie unter der Leitung von Jonel Trebicka vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main, die im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde.

Tödlichste chronische Erkrankung im Spital

Das Forschungsteam analysierte die Daten von etwa 250 Millionen Krankenhausaufnahmen, die von 2005 bis 2018 in Deutschland aus irgendeinem Grund erfolgt waren. 0,94 Prozent dieser Hospitalisierungen waren der Diagnose Leberzirrhose zuzuordnen – in der Mehrzahl der Fälle als Begleit- und nicht als Haupterkrankung.

Untersucht wurde primär die Sterblichkeit an Leberzirrhose im Krankenhaus. Zwar ging diese Mortalitätsrate im Beobachtungszeitraum von 11,57 Prozent auf 9,49 Prozent zurück, doch war sie deutlich höher als die Sterblichkeit im Spital nach Einlieferung aufgrund anderer Erkrankungen: So starben 8,4 Prozent der Hospitalisierten durch chronische Herzinsuffizienz, bei Nierenversagen waren es 6,4 Prozent und wegen chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung/COPD schließlich 5,2 Prozent.

„Trat eine Leberzirrhose begleitend zu einer anderen chronischen Krankheit auf, dann erhöhte sie deren Mortalitätsrate um das Zwei- bis Dreifache, am stärksten bei infektiösen Atemwegserkrankungen“, teilte die Universität mit.

Zirrhosen durch Alkohol dominieren

Dank der Einführung direkt wirksamer antiviraler Medikamente gegen Hepatitis C-Erkrankungen vor einigen Jahren hat sich der Anteil der HCV-bedingten Zirrhosen im Beobachtungszeitraum auf knapp ein Drittel reduziert. Eine chronische Hepatitis C kann mit diesen Medikamenten binnen einiger Wochen fast immer ausgeheilt werden. Umgekehrt hat sich die Häufigkeit von Zirrhosen, die durch eine nicht-alkoholische Fettleber (NASH) bedingt sind, in dieser Zeit vervierfacht, parallel zu einem Anstieg von Patienten mit krankhaftem Übergewicht (Adipositas).

Unbeeinflusst von diesen Verschiebungen dominierten jedoch weiterhin die durch Alkoholmissbrauch entstandenen Zirrhosen. „Sie machen 52 Prozent aller in der Studie erfassten Zirrhosen aus, in absoluten Zahlen mit steigender Tendenz“, so die Studienautorinnen und -autoren.

Zwei Drittel der Betroffenen sind Männer

Verglichen mit anderen chronischen Krankheiten, waren die mit Zirrhose ins Krankenhaus aufgenommenen Patienten deutlich jünger: Die Hälfte von ihnen hatte das 64. Lebensjahr noch nicht überschritten. Zwei Drittel von ihnen waren Männer. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Entscheider und Kostenträger des Gesundheitswesens viel stärker in die Prävention alkoholbedingter Leberzirrhosen investieren sollten“, fasste Trebicka die Fakten zusammen.

Österreich und Deutschland sind einander in wesentlichen Punkten ähnlich: 2019 wurde in Deutschland ein Pro-Kopf-Alkoholverbrauch von 12,8 Litern registriert, Österreich lag mit durchschnittlich 11,9 Litern dahinter, aber in Europa ebenfalls relativ „weit vorn“. Mit 252 Spitalsentlassungen pro 1.000 Einwohnern (alle Ursachen) führte Deutschland im Jahr 2019 die OECD-Liste in diesem Bereich an, Österreich folgte am zweiten Platz mit 253 Krankenhausaufenthalten pro 1.000 Einwohnern.