Patient und Pflegepersonal in Spital in Kopenhagen
AFP/OLAFUR STEINAR GESTSSON
AFP/OLAFUR STEINAR GESTSSON

Warum die Spitalszahlen in Dänemark stark steigen

Seit Anfang Februar gibt es in Dänemark keine Beschränkungen mehr – auch keine Maskenpflicht in Innenräumen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Seither gehen die Spitalseinweisungen stark nach oben und halten schon bei einem neuen Höchstwert.

Die zweite Omikron-Untervariante hat das Infektionsgeschehen in Dänemark fest im Griff. Mehr als 90 Prozent stecken sich derzeit mit BA.2 an. Die dauerhaft hohen Infektionszahlen gehen auch an den Spitälern nicht spurlos vorbei. Allerdings anders als bei bisherigen Varianten, wie die Epidemiologien Eva Schernhammer von der Medizinischen Universität Wien erklärt. „Es gibt praktisch keine Intensivstationsauslastung, die ist fast nicht nennenswert in Dänemark.“

Nur Teil wegen Covid-19 im Spital

Auf den Normalstationen wiederum landen so viele Infizierte wie noch nie. Nur ein Teil der erfassten Patientinnen und Patienten wird aber auch wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt, wie die aktuellen Zahlen des dänischen Statens Serum Instituts zeigen. Konkret waren es in der ersten Februarwoche 60 Prozent. 40 Prozent der CoV-Positiven lagen also aus einem anderen Grund im Spital.

„Es ist nicht überraschend, dass bei den vielen täglichen Neuinfektionen auch ein sehr großer Anteil an Menschen dabei ist, die einfach bei der Einweisung ins Spital positiv getestet wurden und das vielleicht gar nicht wussten. Das ist auch durchaus etwas, was wir in Österreich zunehmend beobachten werden, sollten unsere Infektionszahlen auf dem Niveau bleiben.“

Zu den vergangenen zwei Wochen sind die Daten noch nicht ausgewertet. Die Tendenz der Covid-bedingten Spitalsaufenthalte war zuletzt aber wieder steigend. Ende Jänner lag ihr Anteil noch bei 52 Prozent.

Sterblichkeit normal

Positiv sei aber vor allem, so Schernhammer, die niedrige Mortalität. „Die Anzahl an Menschen, die an dieser Omikron-Subvariante versterben, ist sehr niedrig in Dänemark.“

Aktuell liegt die Sterberate in der Gesamtbevölkerung auf einem vorpandemischen, normalen Niveau – trotz 40.000 bis 50.000 neuer Corona-Fälle täglich. Einerseits bestätigt das den effektiven Schutz durch die Impfung, zum anderen ist das ein weiterer Hinweis darauf, dass Omikron wesentlich seltener schwere Verläufe verursacht, so Schernhammer.

Ältere: leichte Übersterblichkeit

Genauer hinschauen müsse man aber bei den über 85-Jährigen. Hier nahmen zuletzt neben den Spitalseinweisungen auch die Todesfälle zu. Erste Untersuchungen deuten auf eine Übersterblichkeit hin – in dieser Altersgruppe sind also tendenziell wieder mehr Menschen gestorben als vor der Pandemie.

In Summe, so die Epidemiologin, würde Dänemark mit der Situation aber gut zurechtkommen: „Man hat einige richtige Maßnahmen gesetzt. Es ist gelungen, dort einen hohen Anteil der Bevölkerung zu impfen und auch mit einer Booster Impfung zu versehen. Und daher kann man es sich erlauben, hier hohe Fallzahlen zuzulassen, weil die Impfung doch sehr gut schützt vor einem schweren Verlauf.“

Eins zu eins auf Österreich übertragen kann man die Erkenntnisse aus Dänemark aber nicht. Da die Impfrate hierzulande vor allem in der älteren Bevölkerung deutlich niedriger ist, müsse man bei den Öffnungen vorsichtiger sein, meint Schernhammer. „Da gilt es weiterhin wirklich zu schauen, dass man eben dieses Virus nicht in solche besonders vulnerable Settings hineinbringt.“