Auge mit Google-Logo
AFP/DAMIEN MEYER
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Internet

Alternativen zu Google oft unbekannt

„Googeln“ ist seit Langem ein Synonym für Internetsuche. Doch was im Hintergrund technisch passiert, ist weiter unklar. Der US-Riese verfolgt kommerzielle Interessen und gerät immer wieder wegen Datenschutzbedenken in die Kritik. Europäische Alternativen gibt es, sie sind bisher aber kaum bekannt.

Informationsbeschaffung ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Wir überlassen ihn dem Konzern aus Amerika mit den bunten Buchstaben. Google durchsucht das Internet für uns und erstellt einen sogenannten Index. In welcher Reihenfolge wir die Ergebnisse angezeigt bekommen, steht auf einem anderen Blatt.

Datenschutz und die Summe der Einzelteile

„Ganz genau weiß man es nicht, was die Parameter sind. Es scheint aber so zu sein, dass große Seiten, zum Beispiel von Institutionen, höher gereiht werden, weil man ihnen eine gewisse Qualität zuschreibt“, beschreibt Sozialwissenschaftlerin Astrid Mager vom Institut für Technikfolgenabschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) die Google-Suche. So richtig messen lasse sich Qualität eigentlich nicht, ergänzt die Forscherin. Es kann also sein, dass ein großes Unternehmen weiter oben gelistet wird als eine hilfreichere kleine Seite.

Werbung spielt ebenso eine gewichtige Rolle bei der Reihung der Ergebnisse: Wer zahlt, erhält die begehrten Plätze ganz oben. Strittig war unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, inwiefern vorherige Suchanfragen und von Google gespeicherte persönliche Daten die Ergebnisse beeinflussen: „Es gibt auch Studien, die sagen, dass sie gar nicht so unterschiedlich im Vergleich zu meinem Nachbarn sind, aber es sind schon leichte Unterschiede erkennbar.“ Gespeicherte Daten auf Google-Servern sorgen immer wieder für Kritik – Stichwort „Datenschutz“.

Auch wenn nicht genau bekannt ist, wie die Google-Suche funktioniert, wird es eine Summe aller genannten Parameter sein, meint Mager.

This illustration picture taken on April 20, 2018 in Paris shows apps for Google, Amazon, Facebook, Apple (GAFA) and the reflexion of a binary code displayed on a tablet screen. (Photo by Lionel BONAVENTURE / AFP)
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Oft verwenden wir aus Gewohnheit bekannte Dienste wie Google. Warum wechseln, wenn es funktioniert?

Europäische Werte als Basis für Wechsel

Die Gruppe rund um das deutsche Projekt Open Web Index will einen öffentlichen Index aufbauen, also ein Verzeichnis des Internets frei von Kommerz. Die EU soll das Projekt finanzieren – der politische Wille, dieses Mammutprojekt umzusetzen, fehle aktuell aber, so Astrid Mager. „Das würde unseren europäischen Werten entsprechen, denn im Datenschutz gibt es eine große Tradition. Bibliotheken und Büchereien sind früher auch staatlich finanziert gewesen.“

Auf Basis des europäischen Indexes könnten neue Suchmaschinen entstehen, ohne den Fokus auf Profit zu legen. Ein ähnliches Konzept verfolgt Yacy, ein Informatikerinnen- und Informatiker-Kollektiv, das den technischen Hintergrund der Suche in die Hände der Nutzerinnen und Nutzer legt. Sucht jemand eine Webseite, wird sie auf seinem Computer erfasst und steht anderen zur Verfügung, die ähnliche Suchbegriffe eingeben. Das Problem dieses Konzepts ist laut Mager aber, dass die Suche hier nicht vollständig sein kann.

Funktionierende Alternative wenig beachtet

Neben Open Web Index und Yacy hat Astrid Mager auch die Plattform Startpage unter die Lupe genommen. Obwohl das Unternehmen auf den Index von Google zugreift, sei es transparenter als der US-Riese. Die Plattform hat dennoch einen Haken: Niemand kennt sie. Damit kämpfen laut Mager viele alternative Suchmaschinen. Aus der Sicht der Sozialwissenschaftlerin ist nicht nur die Politik gefordert, das Internet transparenter zu gestalten – Nutzerinnen und Nutzer müssten ebenso ein Zeichen für Datenschutz setzen, eben mit einem Umstieg auf Google-Alternativen.