Coronavirus-Pandemie, Müll, Testkit, Abfall, Handschuhe
ASSOCIATED PRESS
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Müllberge

Die Altlasten der Coronavirus-Pandemie

In Österreich sind seit Beginn der Pandemie über 150 Millionen PCR- und Antigentestungen durchgeführt worden. Alle diese Testkits verursachen Müll und sind damit ein Problem für die Umwelt. Was wohl am längsten überdauern wird, sind aber die Masken, die Jahrzehnte brauchen, um zu verrotten.

Kartons, Röhrchen, Plastiksackerl – die Millionen von PCR-Tests produzierten in den letzten beiden Jahren große Müllberge. Rund 6.000 Tonnen waren es alleine im letzten Jahr, schätzt Gaby Jüly, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe. Das generelle Problem in Bezug auf den Testkitmüll sei eher das Volumen, das Gewicht mache nicht so viel aus.

Problematischer für die Umwelt sind die Beschaffung und Entsorgung der Teströhrchen. Für das Salzburger Unternehmen Novogenia, – das an Spitzentagen bis zu 160.000 PCR-Tests in Ober- und Niederösterreich sowie in Salzburg und an den Teststraßen in Kärnten analysiert – ist Nachhaltigkeit und Müllvermeidung ein wichtiges Thema. Laut Firmensprecher Harald Wieser werden für die Produktion der Teströhrchen PET-Rohlinge verwendet, die normalerweise zu herkömmlichen Wasserflaschen aufgeblasen werden.

Die PET-Rohlinge haben den Vorteil, dass sie leichter sind und weniger Platz für den Transport brauchen, so Wieser. Novogenia beziehe zudem die Rohlinge vom heimischen Markt, um lange Transportwege und Wartezeiten zu vermeiden. Nach Gebrauch werden die Röhrchen wieder dem Kreislauf zugeführt, indem sie zunächst mit Lauge sterilisiert, dann geschreddert und danach zu neuem PET-Rohstoff weiterverarbeitet werden.

Mehr Altpapier durch verstärkten Onlinehandel

Nicht nur Röhrchen, auch die blauen Kartons – etwa der Wiener PCR Testkits der Firma Life Brain verursachen große Mengen an Altpapier. Dazu kommt der verstärkte Onlinehandel, der riesige Abfallberge erzeugt, sagt Jüly. Vor Weihnachten sei da klarerweise ein Anstieg zu verzeichnen gewesen: „Es sind circa drei bis fünf Prozent mehr an Karton und Papier angefallen – vor allem im November, Dezember aufgrund des Weihnachtslockdowns und der vermehrten Bestellungen.“

Weniger geworden sind im letzten Jahr hingegen die Speiseabfälle im Hotellerie- und Gastronomiebereich. Waren es im ersten Jahr der Pandemie rund 90 Prozent Rückgang haben sich die Müllmengen im Jahr 2021 auf rund 60 oder 70 Prozent im Vergleich zu Vorpandemiezeiten eingependelt. Das Ausmaß an weggeworfenen Speiseresten variiert dabei je nach Region, sagt Jüly. Hier sei ein Ost-West-Gefälle zu bemerken: „Niederösterreich und Burgenland waren nicht ganz so stark von den Hotelschließungen betroffen, weil diese nicht so massiv im Wintertourismus sind, sondern eher im sanften Sommertourismus.“ Nicht vergessen dürfe man, dass auch Festivals und andere Großveranstaltungen nicht oder nur sehr begrenzt stattgefunden haben.

Menge des Spitalsmülls unverändert

Keine großen Auswirkungen hatte die Coronavirus-Pandemie auf den Spitalsmüll. Auf Corona-Stationen verwendete Schutzausrüstung wird entsprechend der Verordnung des Bundesministeriums für Umwelt als „nicht gefährlicher Abfall" eingestuft. Sie wird daher gemeinsam mit anderen Stoffen wie Wundverbänden und Einwegwäsche in Pressmulden verdichtet und über die Abfallwirtschaft entsorgt.

„Insgesamt hat die Verbrauchssteigerung bei der Schutzausrüstung jedoch keine große Auswirkung auf die Menge des Spitalsmülls“, sagt Marion Wallner vom Wiener Gesundheitsverbund. In Österreich fallen jährlich rund 47.000 Tonnen medizinischer Abfall an, nur rund zwei Prozent davon ist gefährlich. Dieser Sondermüll wird laut Wien Energie-Sprecherin Lisa Grohs aus ganz Österreich nach Wien gebracht und in der Sondermüllverbrennungsanlage Simmeringer Haide bei Temperaturen von mehr als 1.000 Grad Celsius unschädlich gemacht.

Was von der Pandemie-Zeit wohl am längsten erhalten bleiben wird, sind die verlorenen und weggeworfenen Masken, die auf Straßen und in der Natur landen. Da das Vlies zur Hälfte aus Kunststoff besteht, verrotten Masken laut Umweltexpertinnen und -experten erst nach Jahrzehnten.