Raumfahrer bei einem Außeneinsatz auf der ISS
NASA
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Raumfahrt

Weltraum verdrahtet das Gehirn neu

Das Gehirn von Astronautinnen und Astronauten passt sich im Weltraum der Schwerelosigkeit an. Noch sieben Monate nach ihrer Rückkehr zur Erde sind bei Bewohnern der Internationalen Raumstation (ISS) strukturelle Veränderungen in Hirnbahnen sichtbar.

Wie sich diese Anpassungsstrategien des Gehirns auf den Alltag auswirken, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Für nachteilige Auswirkungen gebe es aber keinerlei Anhaltspunkte, berichtet ein Team um Floris Wuyts in einer Studie, die im Fachmagazin „Frontiers in Neural Circuits“ erschienen ist.

Neuronen für Bewegungen betroffen

In Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumagentur ESA und der russischen Raumfahrtbehörde Roscosmos untersuchte das Team die Gehirne von zwölf Kosmonauten, die im Schnitt ein halbes Jahr auf der ISS verbrachten. Mittels Hirnscans untersuchten sie die Veränderungen in der weißen Hirnsubstanz der Allreisenden sowie von 13 Kontrollpersonen. Vereinfacht gesagt ist die weiße Substanz der Kommunikationskanal des Gehirns.

So stellten die Forscherinnen und Forscher Veränderungen in den neuronalen Verbindungen zwischen verschiedenen motorischen Bereichen im Gehirn der Kosmonauten fest. In diesen Arealen werden Bewegungen gesteuert. „In der Schwerelosigkeit muss ein Astronaut seine Bewegungsstrategien im Vergleich zur Erde drastisch anpassen“, erklärt Erstautor Andrei Doroshin von der US-amerikanischen Drexel University. Und die Studie zeige, dass die verschiedenen Hirnregionen im Weltall sozusagen neu verdrahtet würden.

ESA sucht Astronauten und Astronautinnen

Nachuntersuchungen bei acht Kosmonauten zeigten, dass die Veränderungen sieben Monate nach der Rückkehr auf die Erde noch sichtbar waren. Einschränkend geben die Forscher zu bedenken, dass die Stichprobe klein war, weshalb weitere Langzeitstudien nötig seien. Auch im Hinblick auf künftige Marsmissionen, die deutlich länger dauern würden, erachten sie dies als wichtig.

Währenddessen sucht die ESA das erste Mal seit mehr als einem Jahrzehnt neue Astronautinnen und Astronauten, die als festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Weltraummissionen eingesetzt werden sollen. 466 Österreicherinnen und Österreicher hatten im vergangenen Jahr dafür eine Bewerbung eingereicht. In die zweite Runde schafften es laut ESA-Angaben nun je 13 Frauen und Männer aus Österreich.