Himmel über der Antarktis
AFP/MARK RALSTON
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Antarktis

Mehr Ruß beschleunigt Schneeschmelze

Zehntausende Touristen und Touristinnen bereisen jedes Jahr die Antarktis, dazu gibt es eine Reihe von Forschungsstationen. Die Besuche bleiben nicht ohne Folgen: Laut einer neuen Studie wird der Südkontinent zunehmend mit Rußpartikeln verschmutzt – und das beschleunigt die Schneeschmelze.

Die Nutzung von Schiffen, Flugzeugen, Generatoren und Helikoptern sorgt dafür, dass die Antarktis mit immer mehr Rußpartikeln aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe belastet wird. Das Problem: Ruß macht die Schneedecke dunkler, wodurch sie sich stärker erwärmt als eine weiße Schneedecke und deshalb schneller schmilzt. Diesen Effekt konnten ein Team um Sarah Feron von der Universität Groningen anhand von Messungen an 28 Standorten, die meisten davon stark frequentiert, nachweisen.

83 Tonnen Schneeschmelze pro Besucher

Der Rußpartikel-Fußabdruck eines durchschnittlichen Antarktis-Besuchers beschleunige die Schneeschmelze im Sommer um 83 Tonnen, berichten die Forscherinnen und Forscherim Fachmagazin „Nature Communications“. Sie schätzten überdies, dass der Tourismus für 4,4 Millionen Tonnen geschmolzenen Schnee auf der Antarktischen Halbinsel und den dazugehörigen Archipelen verantwortlich ist. An diesen Orten finden die meisten Forschungs- und Reisetätigkeiten statt.

Die berechneten Mengen seien für die gesamte Antarktis wenig relevant, lokal jedoch interessant, sagte Martin Schneebeli, tätig am Institut für Schnee- und Lawinen-Forschung in der Schweiz. Allerdings wies er darauf hin, dass die Werte aufgrund von Messunsicherheiten schwierig zu verifizieren seien. Zudem brauche es für eine Schmelze eine insgesamt positive Energiebilanz – sonst erwärme sich der Schnee bloß und werde nicht zu Schmelzwasser. „Aus meiner Sicht stellt die in der Studie angegebene Schmelzmenge deshalb eine obere Grenze dar“, so der Forscher, der nicht an der Arbeit beteiligt war.

Vorschlag: Weniger Forscher und Touristen

Um die Belastung durch menschliche Aktivitäten auf dem Südkontinent zu verringern, plädierten die Studienautoren unterdessen dafür, eine Obergrenze für Touristen einzuführen, auf saubere Energieträger sowie Hybrid- und Elektroschiffe zu setzen und die Größe von Forschungsstätten zu begrenzen.