Wald im Amazonas-Gebiet, Kolumbien
AFP/LUIS ROBAYO
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Nachhaltigkeit

50 Jahre „Grenzen des Wachstums“

Ein halbes Jahrhundert nach dem aufrüttelnden Report „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome legt die Organisation nach: Der bisherige Bewusstseinswandel reiche nicht aus – Unternehmen müssen neben finanziellem auch ökologisches und soziales Kapital aufbauen anstatt es zu vernichten.

„Aus Einsicht allein folgt selten Veränderung“, schreiben der Präsident der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome, Mojib Latif, und der Vizepräsident Christian Berg in einem am Donnerstag veröffentlichten Papier. Es trägt den Titel „Für ein neues Klima! 7 Thesen für einen gesellschaftlichen Wandel“. Heute gebe es auch dank des am 2. März 1972 vorgestellten Reports ein breites Bewusstsein zum Schutz der Lebensgrundlagen. Der erzielte Bewusstseinswandel reiche aber nicht aus.

Im Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ zur Zukunft der Weltwirtschaft hatte eine Gruppe von Wissenschaftlern anhand mathematischer Berechnungen festgestellt: Auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen kann es für die Menschheit auf Dauer kein unbegrenztes Wachstum geben.

Ursprung vieler Umweltschutzgruppen

Als Beispiele nannten die Autoren vor 50 Jahren etwa Umweltverschmutzung und Ausbeutung nicht erneuerbarer Rohstoffe. Das in Dutzende Sprachen übersetzte Buch wurde ein Bestseller und förderte die Entstehung vieler Umweltschutzgruppen. In Politik und Wirtschaft stießen die Aussagen dagegen überwiegend auf Kritik. Umfassende Veränderungen seien in allen Bereichen der Gesellschaft wichtig, heißt es nun in dem aktuellen Papier.

„Jeder und jede steht in der Pflicht, niemand kann sich wegducken“, schreiben der Klimaforscher Latif vom Institut Geomar in Kiel und der Autor Berg. „Wir brauchen einen Perspektivwechsel, weg vom sinnlosen Kampf um den Erhalt des Status quo hin zu einem Klima, das Lust macht auf Veränderung.“ Zudem seien umfassendere Analysen bestimmter großangelegter Projekte nötig. So habe etwa die Förderung der Bioenergiepflanzen dazu geführt, dass es weitere Monokulturen von Mais und Raps gebe, die Pestizide und Dünger benötigten und die Artenvielfalt schädigten.

„Scheitern muss erlaubt sein“

Für eine nachhaltige Entwicklung sollten Forscher „zentrale Stellschrauben“ identifizieren. Ganz entscheidend sei die Rolle der Unternehmen, deren Aufgabe es sei, neben finanziellem auch ökologisches und soziales Kapital aufzubauen anstatt es zu vernichten. „Aufgabe und Verantwortung von uns allen ist es schließlich, diese Prozesse durch individuelles Verhalten zu unterstützen.“ Politische Vorgaben sollten zudem nicht nur mit Zielen, „sondern auch mit Verantwortlichkeiten verbunden werden“.

Wichtig sei auch „eine Kultur der Zukunftsoffenheit“. Dazu zählen die Autoren, sich rasch auf Veränderungen einstellen zu können. „Eine Kultur der Fehlertoleranz – Scheitern muss erlaubt sein – und der Veränderungsbereitschaft muss sich in allen gesellschaftlichen Bereichen etablieren.“