Frau mit gelben Plastikhandschuhen reinigt den Küchenofen
vectorfusionart – stock.adobe.com
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Studie

Putzmittel belastender als Autoabgase

Reinigungsmittel zur Desinfektion von Oberflächen können laut einer Studie die Atemwege von Menschen belasten – und zwar in einem Ausmaß, das beim Einatmen von Autoabgasen in Straßenschluchten entsteht oder sogar darüber liegt.

Büros, Sportstudios und Geschäfte, aber auch Privathaushalte sind in den vergangenen zwei Jahren vermutlich besonders intensiv geputzt und desinfiziert worden. Die Studie, die im Fachmagazin „Science Advances“ veröffentlicht wurde, warnt nun, dass handelsübliche Reinigungsmittel, wie sie zur Desinfektion von Oberflächen in Innenräumen verwendet werden, kleine Schadstoffpartikel in die Atemwege einbringen können.

Das Team um die Chemikerin Colleen Rosales, die zum Zeitpunkt der Studie an der Indiana University forschte, konzentrierte sich demnach insbesondere auf Putzmittel, die „natürlich“ nach Zitrusfrüchten oder Pinie riechen. Derartige Reiniger enthalten häufig Monoterpene, die die Hauptbestandteile ätherischer Öle bilden. Wie die Forscherinnen und Forscher beschreiben, setzen diese Mittel flüchtige organische Verbindungen (engl. VOC, Volatile Organic Compounds) frei.

Einige VOC, die aus verschiedenen Quellen stammen, könnten Sinnesreizungen, Kopfschmerzen, aber auch Organschäden und selbst Krebs verursachen, so eine Auflistung der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA.

„Dringen in tiefste Regionen der Lunge vor“

Für die Studie wurde ein Testraum von gut 20 Quadratmetern mit einem handelsüblichen, auf Monoterpenen basierendem Putzmittel eine knappe Viertelstunde gewischt und gereinigt, während das Forschungsteam kontinuierlich die Raumluft analysierte. Nach Berechnungen des Teams atmet ein Mensch, der einen derartigen Reiniger nutzt, zu Beginn des Wischens etwa 30 bis 40 Mikrogramm primäre flüchtige organische Verbindungen pro Minute ein. Hinzu kämen dann 0,1 bis 0,7 Mikrogramm sekundärer organischer Aerosole, die durch die Reaktion des Produkts mit der Raumluft entstünden.

Massemäßig sei das nicht viel, doch viele der entstandenen Partikel bewegten sich im Nanogrößen-Bereich und könnten so gesundheitliche Relevanz haben, da sie dazu in der Lage seien, in tiefste Regionen der Lunge vorzudringen. Das Ausmaß der Partikel entspreche etwa jenem, das beim Einatmen von Autoabgasen in Straßenschluchten entstehe oder liege sogar darüber. Die Autorinnen und Autoren betonen, dass bisher wenig über das toxikologische Profil dieser Teilchen bekannt sei. Früheren Studien zufolge könne aber eine zellschädigende Wirkung nicht ausgeschlossen werden. Intelligentes Lüften helfe jedenfalls, die Ansammlung von Teilchen zu reduzieren.