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conceptualmotion – stock.adobe.com
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Gehirnforschung

Nostalgie kann Schmerzen lindern

Fotos aus der „guten, alten Zeit“ können im wahrsten Sinne des Wortes Schmerzen lindern: Ist einem nostalgisch zumute, dann sorgt ein Mechanismus im Gehirn dafür, dass das Schmerzempfinden sinkt, wie eine Studie zeigt.

Als eine „von unbestimmter Sehnsucht erfüllte Gestimmtheit, die sich in der Rückwendung zu einer vergangenen, in der Vorstellung verklärten Zeit äußert“ wird Nostalgie im Duden beschrieben. Dem zwar bittersüßen, aber doch überwiegend positiven Sentiment der Nostalgie, wurde schon in der Vergangenheit eine schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben.

So zeigten etwa Studien, dass nostalgische Gefühle nicht nur das Herz erwärmen, sondern auch dazu beitragen, dass man tatsächlich weniger friert. Warum aber das Betrachten von Bildern aus der Kindheit das Schmerzempfinden beeinflusst, fand nun ein Forschungsteam um Yazhuo Kong vom Institut für Psychologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften heraus: Nostalgische Gefühle lösen einen Mechanismus im Kortex des Thalamus aus, der das Schmerzempfinden beeinflusst.

Bilder erweckten Kindheitserinnerungen

Um untersuchen zu können, wie das Gehirn auf Schmerzreize reagiert, wurde die Gehirnaktivität von Versuchspersonen mittels Funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) gemessen. Mit dem fMRT können aktivierte Hirnareale mit hoher räumlicher Auflösung dargestellt werden. Währenddessen wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in eine nostalgische Stimmung versetzt: Sie betrachteten Bilder, die sie an ihre Kindheit erinnern sollten – Fotos mit einer damals beliebten Süßigkeit, einer Szene aus einer alten Zeichentrickserie und einem Spiel, das früher gerne auf dem Schulhof gespielt wurde.

Einer Kontrollgruppe wurden hingegen Bilder mit aktuellen Szenen und Gegenständen vorgelegt. Gleichzeitig wurden die Teilnehmenden aber auch Hitze- und Kältereizen ausgesetzt. Diese Stimulationen sollten sie ebenso wie die Wirkung der Bilder auf einer Skala bewerten.

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Das Forschungsteam fand heraus: Nostalgische Gefühle verringern die Aktivität in jenen Bereichen des Gehirns, die für die Wahrnehmung von Schmerzen zuständig sind. Nicht nur bewerteten die Teilnehmenden die Hitze- und Kältereize als weniger intensiv, wenn sie währenddessen an ihre Kindheit erinnert wurden, auch im fMRT war dieser Effekt erkennbar: In zwei Hirnregionen, die für die Wahrnehmung von Schmerz zuständig sind – dem Gyrus lingualis und dem Gyrus parahippocampalis – wurde eine verringerte Aktivität festgestellt.

Und im Thalamus, jener Gehirnregion, die an der Weitergabe von Informationen zwischen dem Körper und dem Kortex beteiligt ist, war eine Verbindung zu den Erinnerungsreizen aber auch zu den Hitze- und Kältereizen sichtbar. „Der Thalamus als zentrales Bindeglied spielt bei der schmerzlindernden Wirkung eine Schlüsselrolle“, sagt Ming Zhang, die Erstautorin der Studie. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin „Journal of Neuroscience“ veröffentlicht. Das Erwecken von Nostalgie könne eine Möglichkeit sein, leichte Schmerzen ohne Medikament zu lindern, schlussfolgert das Forschungsteam.