Füße, Physiotherapie, Fuß
Maria – stock.adobe.com
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Medizin

Diagnose Polyneuropathie immer häufiger

Taubheitsgefühl in den Füßen, Kribbeln, Stechen oder Brennen – fast zehn Prozent der Menschen in Österreich leiden an Polyneuropathie. Je älter man wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken. Mit der älter werdenden Gesellschaft wird auch die Diagnose immer häufiger.

Als ob Ameisen über die Füße laufen oder Nadeln leicht hineinstechen: So fühlt sich die Polyneuropathie in den Beinen oft an, sagt der Neurologe Udo Zifko vom Evangelischen Krankenhaus in Wien die ersten Symptome. Die Patientinnen und Patienten beschreiben Missempfindungen, Engegefühl, aber auch unangenehme, heftige Nervenschmerzen.

Bei Kindern merkt man, dass sie sich schwertun, das Gleichgewicht zu halten, etwa beim Eislaufen lernen. Besonders häufig kommt die Neuropathie allerdings ab einem Alter von etwa sechzig Jahren vor. Bei älteren Menschen fällt der unsichere Gang auf: Sie haben ein schwankendes Gangbild, die Koordination fällt ihnen oft schwer. Weitere Kennzeichen sind Schwäche, Kraftlosigkeit, Unsicherheit und Schwierigkeiten beim Stiegensteigen.

Vorerkrankungen abklären

Der Grund für diese Probleme ist meist eine Nervenschädigung. Allerdings kann es für diese viele verschiedene Ursachen geben: Diabetes, Nierenerkrankungen, Stoffwechsel- und Hormonstörungen etwa. Auch Missbrauch von Alkohol oder anderer Substanzen, Entzündungen von Gefäßen, die Nerven versorgen, und immunologische Probleme können Neuropathien auslösen. Zuerst müssen die Symptome abgeklärt werden – dafür wird etwa die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen.

Dann versucht man, die Ursache zu finden, und danach hat man verschiedene Möglichkeiten: Einerseits gebe es Formen der Polyneuropathie, die tatsächlich ausheilen können – meistens durch Veränderungen im Immunsystem, so der Neurologe Zifko. Andererseits gebe es Formen, bei denen man die Ursachen verändern, modifizieren oder ausschalten könne: etwa die Einnahme bestimmter Medikamente oder Alkoholmissbrauch. Weiters kann man versuchen, vorhandene Erkrankungen besser einzustellen: Sehr häufig betrifft das eine bessere Einstellung der Nieren-, der Blutzucker- und der Schilddrüsenwerte.

Vitamine, Aminosäuren und Physiotherapie helfen

Häufig fehlen auch bestimmte Vitamine oder Spurenelemente, sagt Zifko. Wichtige Nahrungsergänzungsmittel für Betroffene von Polyneuropathie seien auch jene, die bestimmte Aminosäuren enthalten, vor allem die Alpha-Liponsäure, weiters bestimmte Bestandteile von B-Vitaminen, wie etwa B1, B6 und B12.

Ein weiterer essentieller Baustein der Behandlung ist Physiotherapie: Hier werden Gleichgewicht und Koordination gestärkt sowie die Muskeln trainiert. Auch Elektrotherapie könne unterstützen, so der Mediziner: Die sogenannte Hochtontherapie etwa, eine mittelfrequente Stromtherapie, die Betroffene selbst zu Hause anwenden können. Bei einigen führe das zu sehr guten, bei anderen zu mäßigen Erfolgen, bei manchen wirke diese Behandlungsform wiederum gar nicht. Aber: Wenn man die Ursache der Erkrankung findet, lassen sich viele Neuropathien behandeln – und auch bessern. Je früher man damit beginnt, desto größer ist die Chance auf Heilung.