Das Schiffswrack mit dem Namenszug „Endurance“
Falklands Maritime Heritage Trust and National Geographic Caption
Falklands Maritime Heritage Trust and National Geographic Caption
„Endurance“

Schiffswrack nach mehr als 100 Jahren entdeckt

Mehr als 100 Jahre nach dem Schiffbruch des britischen Expeditionsschiffs „Endurance“ haben Forscherinnen und Forscher im antarktischen Weddellmeer dessen hölzernes Wrack gefunden.

„Mit der Entdeckung der ‚Endurance‘ haben wir Polargeschichte geschrieben“, sagte der Leiter der vom britischen Falklands Maritime Heritage Trust angeführten Expedition, John Shears, einer Mitteilung von Mittwoch zufolge.

Die „Endurance“ (dt.: Ausdauer), deren Name sogar noch auf dem hölzernen Wrack zu lesen ist, wurde in 3.008 Meter Tiefe in einem Gebiet aufgefunden, das die Fachleute zuvor eingegrenzt hatten. Das Expeditionsschiff des einstigen britischen Polarforschers Ernest Shackleton war während des Ersten Weltkriegs 1915 verunglückt und gesunken.

Das aktuelle Expeditionsteam, das seine Suche auf einem südafrikanischen Forschungsschiff von Kapstadt aus begann, wurde nun etwa vier Meilen südlich von dem Ort fündig, der zuletzt vom Kapitän der „Endurance“, Frank Worsley, angegeben wurde.

Das Schiffswrack mit dem Steuerrad
Falklands Maritime Heritage Trust and National Geographic Caption
Heckreling und Steuerrad

Geschützte historische Stätte

Geborgen werden soll das Schiffswrack nicht, es ist im Antarktisvertrag als historische Stätte geschützt. Die Forscher wollen ihren spektakulären Fund mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentieren, ohne das Wrack zu beschädigen, und heutigen und kommenden Generationen von seiner Geschichte berichten.

„Das ist mit Abstand das feinste Schiffswrack, das ich je gesehen habe“, sagte der Forschungsdirektor der Expedition, Mensun Bound. „Es steht aufrecht, sehr stolz auf dem Meeresboden und ist intakt und in brillantem Zustand.“ Bound unterstrich die Navigationsqualität des „Endurance“-Kapitäns Worsley: „Seine genauen Angaben waren von unschätzbarem Wert, um das Wrack zu finden.“

Eingefroren und dann vom Eis zerquetscht

Bounds Forschungsteam war am 5. Februar von Kapstadt aus mit dem südafrikanischen Eisbrecher „Agulhas II“ in See gestochen und hatte es sich zum Ziel gesetzt, die „Endurance“ vor dem Ende des Sommers auf der Südhalbkugel zu finden.

Die etwa 44 Meter lange „Endurance“ war an Shackletons Antarktisexpedition in den Jahren 1914 bis 1917 beteiligt. Im unruhigen Weddellmeer fror sie östlich des Larsen-Schelfeises ein und war zehn Monate lang bewegungsunfähig, bevor sie 1915 schließlich zerquetscht wurde und sank.

Das Schiffswrack
Falklands Maritime Heritage Trust and National Geographic Caption
Steuerbordbug des Wracks

Die Expedition wurde legendär, weil es Shackelton und seiner Mannschaft gelang, der lebensfeindlichen Antarktis zu Fuß und in Booten zu entkommen. Das Team campierte erst so lange auf dem Meereseis, bis dieses brach und den Seeweg wieder freigab.

Expeditionsteam überlebte

Dann brach das Expeditionsteam in Rettungsbooten zur Elephant Island auf. Weitere Station auf der Suche nach Hilfe war die Insel Südgeorgien, rund 1.400 Kilometer östlich der Falklandinseln. Trotz der extrem harten Bedingungen überlebte das gesamte Expeditionsteam.

Shackleton schilderte, die „Endurance“ sei „im schlimmsten Teil des schlimmsten Meeres der Welt“ untergegangen. Bis heute zählt der Ort zu den am schwierigsten zu befahrenden Meeresgebieten der Welt. Bound und seine Kollegen setzten Unterwasserdrohnen ein, um das „Endurance“-Wrack zu orten und zu fotografieren. Mittlerweile hat sich das Team auf den Rückweg nach Kapstadt gemacht.