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Rido – stock.adobe.com
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PISA-Auswertung

Mädchen halten sich seltener für talentiert

15-jährige Mädchen glauben im Durchschnitt weniger an die eigenen Talente als gleichaltrige Burschen, wie eine weltweite Studie zeigt. Zurückzuführen sei dies auf geschlechterspezifische Vorurteile in der Gesellschaft, etwa dass Burschen begabter in Mathematik seien.

Die Studie wurde im Zuge einer speziellen Auswertung der internationalen Pisa-Studie von 2018 durchgeführt, für die mehr als 500.000 Schülerinnen und Schüler in 72 Ländern befragt worden waren. Die Unterschiede zwischen Mädchen und Burschen waren umso größer, je höher der wirtschaftliche Entwicklungsstatus eines Landes ist und je besser die Leistungen der befragten Schülerinnen und Schüler sind.

„Der Glaube, dass sie weniger talentiert sind als Burschen, kann das Selbstvertrauen von Mädchen beeinträchtigen und dazu führen, dass sie sich selbst schützen und daher herausfordernde Situationen und Chancen vermeiden“, schreiben die Studienautoren Clotilde Napp von der Universität Paris-Dauphine und Thomas Breda von der Paris School of Economics. Ihre Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Science Advances“ veröffentlicht.

Eltern an Stereotyp nicht unbeteiligt

Napp und Breda führen das Ergebnis auf einen geschlechterspezifischen Talent-Stereotyp zurück: Demnach gelten Burschen in vielen Bereichen, vor allem in Mathematik, als talentierter im Vergleich zu Mädchen. Frühere Studien ergaben, dass Eltern ihren männlichen Nachwuchs für talentierter halten und dass die meisten Mädchen und Burschen einen erwachsenen Mann darstellen, wenn sie eine intelligente Person zeichnen sollen.

Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) führt üblicherweise im dreijährigen Rhythmus die Pisa-Studien durch. Der internationale Vergleich von Schülerinnen und Schüler umfasst die 38 OECD-Staaten sowie 34 weitere Länder. Neben den Fähigkeiten in Mathematik, in Naturwissenschaften und beim Lesen werden durch die Zustimmung zu bestimmten Aussagen auch Einstellungen der Schülerinnen und Schüler erfasst. 2018 lautete eine dieser Aussagen: „Wenn ich versage, habe ich Angst, dass ich vielleicht nicht genug Talent habe.“ Auf alle Befragten bezogen, stimmten 47 Prozent der Burschen und 61 Prozent der Mädchen dieser Aussage zu.