Im Vergleich zu monoklonalen Antikörpern hat das Pfizer-Medikament Paxlovid außerdem den Vorteil, dass es als Tablette zuhause eingenommen werden kann, während die Antikörper per Infusion verabreicht werden und dadurch Krankenhäuser und mobile Dienste belasten.
Virus-Vermehrung wird gestört
Paxlovid wirkt, indem es ein Enzym der Wirtszelle blockiert, das das Virus zur Vermehrung benötigt. Es kann sich in der Zelle nicht vermehren und damit auch keine weiteren Zellen infizieren. Bisherige Tests haben eine hohe Wirksamkeit gezeigt. Das Medikament wirkt unabhängig von der aktuellen Virus-Variante, so Markus Zeitlinger, Leiter der Abteilung für Pharmakologie an der Medizin-Universität Wien: „Paxlovid ist nach wie vor sehr potent. Worauf man hier aber achten muss, sind die Arzneimittelinteraktionen. Es gilt genau festzuhalten, was die niedergelassenen Ärzte berücksichtigen müssen, damit sie das Medikament tatsächlich verschreiben können.“

Denn es gibt eine Reihe von Wechselwirkungen, zum Beispiel mit Cholesterin- und Herzmedikamenten, die bei Verschreibung unbedigt berücksichtigt werden müssen. Von Paxlovid wurden bereits mehrere zehntausend Dosen nach Österreich geliefert, weitere Lieferungen folgen in den nächsten Monaten, wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage bestätigt. Von dort heißt es auch, dass die Richtlinien für die Hausärzte „in Kürze“ fertig seien. Dann kann das Medikament von niedergelassenen Ärzten und Medizinerinnen für Risikopatienten verschrieben und über Apotheken abgegeben werden – eine wichtige Option nicht nur für die aktuelle Welle, sondern auch mit Blick auf den Herbst, so Zeitlinger.
Omikron schwächt Antikörper-Wirkung
In Österreich für Notfälle vorhanden, in seiner Wirksamkeit aber umstritten ist Molnupiravir, das ebenfalls die Vermehrung des Virus unterbindet, und zwar indem es Fehler in das Virus-Erbgut einschleust. Und es gibt mehrere künstliche Antikörper, sie haben allerdings mit Omikron an Wirkung verloren, weil sie auf Basis früherer Varianten, teilweise sogar der Urvariante aus Wuhan, entwickelt wurden, so Zeitlinger: „Dadurch passen die Antikörper nicht mehr so gut, wie das gegenüber den ursprünglichen Varianten der Fall war. Einige Antikörper-Präparate sind ganz weggefallen, sie können gar nicht mehr verwendet werden. Andere stehen an der Kippe, da muss man mit höheren Konzentrationen arbeiten, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.“
Corona-Medikamente seien kein Ersatz für eine Impfung, sehr wohl aber eine Option für Menschen, die aufgrund eines schwachen Immunsystems auf die zugelassenen Vakzine kaum ansprechen und dadurch weiterhin ein hohes Risiko haben, schwer zu erkranken, so Zeitlinger. Die nachlassende Wirkung der künstlichen Antikörper in Kombination mit den hohen Infektionszahlen sei speziell für diese Gruppe eine schlechte Nachricht, so der Pharmakologe: „In Wirklichkeit ist für diese Menschen nach wie vor Social Distancing und die Maske ein sehr wichtiges und wahrscheinlich das mächtigste Mittel, um die Infektion zu verhindern.“