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Atomunfälle

„Vertuschen heute nicht mehr möglich“

Wenn heute ein Unfall in einem Atomkraftwerk passiert, ließe sich das nicht mehr vertuschen, wie das noch vor 36 Jahren im Fall von Tschernobyl versucht wurde. Dafür sorgt ein Netz internationaler Messstationen, in das auch Österreich eingebunden ist.

Das Frühwarnsystem in Österreich würde die radioaktive Belastung innerhalb von Minuten bis wenigen Stunden entdecken, erklärt Paul Skomorowski, Leiter der Abteilung Krisenfallvorsorge an der Zentralstelle für Meteorologie und Geodynamik in Wien (ZAMG) – je nachdem, ob der Unfall bei einem grenznahen AKW passiert oder am anderen Ende der Welt. Etwas zu vertuschen, sei heute nicht mehr möglich.

Der Grund seien internationale Messstationen, in die auch die ZAMG eingebunden ist. „Wir sind außerdem eins von zehn weltweiten Zentren, die von der Weltorganisation für Meteorologie designiert wurden, um speziell im Falle eines nuklearen Unfalls Vorwärtsrechnungen machen zu können“, so Skomorowski.

Vorhersage und Quellensuche

Vorwärtsrechnungen sagen voraus, wohin sich Teilchen in der Erdatmosphäre in den nächsten Stunden oder Tagen verlagern werden. Als Partner der Atomteststopp Vertragsorganisation CTBTO kann die ZAMG aber auch auf ein Messnetz zurückgreifen, mit dem man bis zu 15 Tage zurückrechnen kann. „Das ist ein sehr sensitives Messnetz. Sollte irgendwo auf der Welt Radioaktivität gemessen werden, können wir damit Prognosen machen, aber diesmal in die Vergangenheit. Damit können wir feststellen, woher die Belastung genau kommt, falls das unklar ist“, sagt Skomorowski.

Wetterdaten sind ausschlaggebend

Die Prognosen basieren hauptsächlich auf Wetterdaten, mit denen ein Computer die Ausbreitungsmodellierung erstellt. Damit können die Fachleute bis zu 72 Stunden in die Zukunft eine Vorhersage betreiben, ähnlich wie die Wettervorhersage. Allerdings verfolgt man hier auch die in die Atmosphäre eingebrachten Partikel, wie diese verfrachtet werden und in welchem Ausmaß, zum Beispiel durch Ablagerungen oder Niederschlag, sie auf den Boden gelangen können. Ein Unfall in einem AKW etwa in der Ukraine würde sich jedenfalls nicht früher als 24 Stunden auf Österreich auswirken, so Skomorowski.

Von der Abteilung Strahlenschutz im Klimaschutzministerium bekommt er detaillierte Informationen zum Unfallhergang, etwa zur Höhe der Explosion, zur Frage, wieviel Material ausgetreten ist und welche Arten von Radioaktivität ausgetreten sind. Diese Informationen fließen in das Vorhersagemodell mit ein. Das Wetter vor Ort und auch das Wetter in Österreich bestimmen die Geschwindigkeit der Übertragung mit. Konkrete Warnungen und Schutzmaßnahmen für einzelne Regionen, in denen beispielsweise Regen angesagt ist, gibt dann die Abteilung Strahlenschutz aus.