Illustration zu Dunkelzustand der Quantenphysik
Mathieu Juan/University of Sherbrooke
Mathieu Juan/University of Sherbrooke
Quantenphysik

Licht in den Dunkelzustand

Die Welt der Quanten ist voll seltsamer Phänomene, die sich von der Alltagswelt unterscheiden. „Dunkelzustände“ etwa sind Zustände, die völlig von der Umgebung abgekoppelt und damit quasi unsichtbar sind. Licht ins Dunkel dieser Quantenzustände brachten nun Innsbrucker Physiker – und damit eine technische Nutzbarkeit näher.

Das berichtet ein Team um Max Zanner und Gerhard Kirchmair vom Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck und dem Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zusammen mit finnischen Kollegen soeben im Fachblatt „Nature Physics“. Die Forscher haben supraleitende Quantenbits an Mikrowellenleiter gekoppelt. Unter Qubits versteht man die kleinsten Informationseinheiten, in denen man sich quantenphysikalische Zustände wie Verschränkung oder Überlagerung (Superposition) zunutze macht. Letztere erlaubt es den Bits beim Rechnen in Quantencomputern mehrere Zustände gleichzeitig einzunehmen, im Zustand der Verschränkung kann Information etwa ohne Verzögerung auch über größere Distanzen ausgetauscht werden.

Viereckiges Rohr mit Quantenbits

Bei dem Wellenleiter im Innsbrucker Labor handelt es sich um eine Art „viereckiges Rohr“, wie Kirchmair der APA erklärte. In den Wellenleiter hinein montierten die Physiker zwei mal zwei Qubits aus Aluminium auf einem Träger aus Saphir. Dadurch werden in Folge „aus normalen Schaltkreisen letztendlich Quantenbits“.

In diesem Aufbau wechselwirken alle vier Bits miteinander und es entstehen sogenannte Dunkelzustände. „Das sind verschränkte Quantenzustände, die von der Außenwelt völlig entkoppelt sind“, so Zanner. Der Vorteil des Systems ist auch, dass jeweils die zwei nebeneinanderliegenden Bits „miteinander reden können“, wie es Kirchmair ausdrückte, sie über den Wellenleiter aber auch mit dem weiter entfernten Paar kommunizieren können. Diese gemeinsamen Zustände sind rund 500 Mal robuster als die einzelnen Qubit-Schaltkreise alleine.

Kontrolle des Dunkelzustands

Allerdings lässt sich der Dunkelzustand über den „hellen“ Wellenleiter in der Regel nicht auslesen oder manipulieren. Die Forscher aus Tirol und Finnland haben nun aber zwei zusätzliche Kontrollleitungen in den Aufbau eingefügt. Legt man an beiden Zugängen zum Wellenleiter ein genau abgestimmtes Signal an, „kann man den Dunkelzustand kontrolliert ansprechen und letztendlich gezielt manipulieren“, erklärte Kirchmair.

Solche Zustände seien vor allem im Zusammenhang mit Quantencomputern interessant. Hier gibt es mittlerweile Systeme in denen beispielsweise mit 100 Qubits gerechnet werden kann. Will man die Rechenleistung aber weiter verbessern, gilt es mehrere solche Blöcke miteinander zu verbinden. Das ist aber in der Quantenwelt nicht so einfach.

„Unser System wäre dafür aber gut geeignet, weil es einerseits gut Quanteninformation speichern kann und andererseits gut an den Wellenleiter ankoppelt, mit dem Quanteninformation übertragen werden kann“, sagte Kirchmair, der auch in der Grundlagenforschung viele Anwendungen sieht.